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© dpa

Einsturz: Zweiter Vermisster unter Trümmern des Kölner Stadtarchivs gefunden

Mehr als eine Woche nach dem Einsturz des historischen Stadtarchivs haben Hilfskräfte am Donnerstag eine zweite Leiche aus den Trümmern geborgen. Dabei handelt es sich nach Polizeiangaben wahrscheinlich um den vermissten Design-Studenten.

Der gefundene Leichnam sei männlich, sagte eine Polizeisprecherin am Abend. "Die Anhaltspunkte sprechen dafür, dass es sich um den zweiten Vermissten handelt", so die Sprecherin. Die Leiche wurde zur Obduktion in die Gerichtsmedizin gebracht, um zweifelsfrei zu klären, ob es sich tatsächlich um den 24-jährigen Khalil G. handelt. Vergangenen Sonntag hatten die Hilfskräfte einen 17-jährigen Bäckerlehrling tot aus den Trümmern geborgen.

Opferschützer hätten sofort die Eltern des vermissten Khalil informiert, dass ihr Sohn möglicherweise gefunden sei. Wenn man den Eltern eine Identifizierung zumuten könne, werde das relativ schnell geschehen. Andernfalls werde das über eine DNA-Analyse zwei Tage dauern.

Die Leiche wurde 9,50 Meter unter dem Straßenniveau an der sogenannten Schlitzwand gefunden, die das Erdreich beim Bau des unterirdischen Bahnhofs abstützen soll. Sie lag in den Trümmern des Hauses, in dem Khalil und der 17-Jährige im Dachgeschoss wohnten. Beim Einsturz hatte das Kölner Stadtarchiv dieses Nachbargebäude mitgerissen.

Die Rettungskräfte begannen, die Leiche vorsichtig mit den Händen freizulegen. Zuletzt lag noch eine Betonplatte im Weg. "Wir sind froh, dass wir ihn gefunden haben", zeigte sich ein Feuerwehrsprecher erleichtert. Im schlimmsten Fall hatten sie sich auf eine mehrwöchige Suche eingestellt. Die Helfer hatten unter widrigen Umständen nach den insgesamt zwei Vermissten an der Einsturzstelle gesucht. Nachdem Spürhunde am Donnerstagnachmittag angeschlagen hatten, zeigten sie sich "vorsichtig optimistisch". Bisher haben die Hilfskräfte 3055 Tonnen Schutt von der Unglücksstelle abgetragen.

Noch am Nachmittag hatte sich der Vater Khalils an der Unglücksstelle ein Bild von den Arbeiten gemacht. Nach Angaben der Stadt wollte er Kontakt zu den Eltern des zweiten vorher geborgenen Opfers aufnehmen, "weil sich in der gemeinsamen Trauer manches besser verarbeiten ließe".

Suche nach Verantwortlichen geht weiter

Der Einsturz geht vermutlich auf den unmittelbar benachbarten U-Bahn-Bau zurück. Der Vorstandssprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB), Jürgen Fenske, sagte bei einer Sondersitzung des Stadtrats, es sei noch keineswegs sicher, wer an dem Unglück schuld sei. Er bestritt, dass den KVB seit längerem Grundwasser-Probleme in der Baugrube neben dem Archiv bekannt gewesen seien. KVB-Beschäftigte würden zurzeit übel beschimpft und für den Einsturz verantwortlich gemacht, beklagte er.

Die Feuerwehr hatte tagsüber weiter an einem Schutzdach über der Einsturzstelle gebaut. Damit sollen die in den Trümmern liegenden Archivdokumente vor Regen geschützt werden. Das Historische Stadtarchiv Kölns galt als das bedeutendste in ganz Deutschland. (imo/dpa)

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