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England: Idyllisch, ruhig, für 25 Millionen Pfund abzugeben

In England ist ein Bilderbuchdorf zu haben – die Verkäufer wollen Verluste am Aktienmarkt ausgleichen.

Warum nur ein Häuschen kaufen, wenn man ein ganzes Dorf haben kann – samt Kricketplatz und Fasanenjagd. Der einzige Haken an der Sache: Der Käufer muss 23 bis 25 Millionen Pfund haben, und es ist nicht klar, ob er dafür auch eine Wohnung in seinem Dörfchen findet. Linkenholt liegt in idyllischer Lage in Südengland, 100 Kilometer westlich von London bei Andover, günstig gelegen an der Autobahn M 4, aber bestens versteckt. „Bitte langsam im Dorf fahren“, steht am Ortsschild. Aber nur selten verirrt sich hier ein Ortsfremder hierher.

Zu verkaufen sind über acht Quadratkilometer bestes Ackerland, Wald und Grasweiden, aber auch 21 Anwesen – Wohnhäuser, Bauernhof und Schmiede, das „Fox Inn“ mit einem kleinen Dorfladen, das ehemalige Schulgebäude mit dem weißen Türmchen, das Herrenhaus und die „New Cottages“, ein Reihenhaus, das für die Arbeiter des Gutsbesitzes gebaut wurde. Nur St. Peter’s, die beliebte Hochzeitskirche mit Flintsteinverputz und weißem Holztürmchen, gehört der Diözese von Winchester und ist nicht im Kaufpreis inbegriffen.

„Solche Güter in der Superliga sind seltene Biester. Das kommt nicht oft auf den Markt“, sagt ein Immobilienhändler bewundernd. Vor einem Jahr hätte es vielleicht zwei, drei Millionen mehr gekostet, aber solche Investitionen halten ihren Wert auch in Krisenzeiten. Der mit dem Verkauf betraute Agent, Tim Sherston von der Firma „Jackson-Stops & Staff“ in Newbury fügt hinzu: „Dies ist eine exzellente Gelegenheit, um in erstklassiges Ackerland und Wohneigentum zu investieren, eine sicherer Ort, um in diesen schweren Zeiten Geld zu parken.“

Nicht nur das: Die Lebensqualität in diesen englischen Dörfern ist erstklassig, niemand weiß es besser als Elsie Smith, 75, die mit ihrem Mann Ray, 78, dem einstigen Wildhüter, in den „New Cottages“ wohnt und ihr ganzes Leben in Linkenholt verbrachte.

Verkäufer ist eine wohltätige Stiftung, der „Herbert and Peter Blagrave Charitable Trust“, dem der längst verstorbene Herbert Blagrave einmal sein Vermögen hinterließ und der nun jährlich rund 200 000 Pfund für wohltätige Zwecke spendiert. „Behinderte Kinder und verletzte Jockeys“ gehören zu den wichtigsten Aufgabengebieten. Diese Stiftung will ihr immobilienlastiges Portfolio etwas diversifizieren und Verluste am Aktienmarkt ausgleichen.

Offenbar ist es mit der Rendite eines solchen Dorfes mit lauter unkündbaren Mietern nämlich nicht so weit her: 2008 nahm der Trust, zieht man Instandhaltungskosten ab, nur 200 000 Pfund an Miete ein – dabei wird das Dorf mit 17 Millionen Pfund in den Büchern geführt. „Alle Häuser sind vermietet. Alle Mieter können weiter wohnen bleiben, auch die im ,Manor House‘“, berichtet Tina Abbott, die als 20-Jährige ins Dorf zog, nun fast 60 ist und den Dorfladen organisiert. So habe man es bei einem Bürgertreffen mit den Verkäufern versichert. Die 40 Bewohner des Dorfes einfach an die Luft zu setzen, entspräche auch nicht den feudalen Sitten im englischen Country.

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