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China Erdbeben

© AFP

Erdbeben in China: Die Zahl der Toten steigt stündlich

Die Zahl der Opfer durch das schwere Erdbeben in China ist am Dienstag auf 10.000 gestiegen. Die Behörden rechnen damit, dass die Opferzahlen noch deutlich anwachsen werden. Starke Nachbeben erschüttern die Region zusätzlich.

Einen Tag nach dem schwersten Erdbeben in China seit über 30 Jahren hat sich ein weiterer dramatischer Anstieg der Opferzahlen abgezeichnet. Allein in der Stadt Mianzhu in der Provinz Sichuan seien mindestens 10.000 Menschen verschüttet worden, berichteten die Staatsmedien. In mehreren Schulen wurden Kinder und Lehrer unter Trümmern begraben. Auch in Fabriken wurden tausende Menschen verschüttet. Die chinesische Regierung schickt 50.000 Soldaten in die Unglücksgebiete.

Am Dienstag erschütterte ein starkes Nachbeben mit der Stärke 6,1 die Region. Das Epizentrum war erneut im schwer betroffenen Kreis Wenchuan nahe der Provinzhauptstadt Chengdu, wie die chinesische Erdbebenwarte berichtete. Es war das bislang stärkste Nachbeben. In Chengdu flüchteten viele Menschen wieder aus den Bürogebäuden auf die Straßen.

Schicksal von Zehntausenden ist ungeklärt

Das Ministerium für zivile Angelegenheiten gab die Zahl der Toten nach dem Erdbeben am Montag offiziell zunächst mit 9219 Menschen an. Demnach starben 8993 Menschen in Sichuan sowie 132 in der benachbarten Provinz Gansu, 85 in Shaanxi, acht in Chingqing und ein Mensch in Yunnan. Doch vor allem in Sichuan war das genaue Ausmaß der Katastrophe noch unklar. Helfer suchten weiter in den Trümmern nach Verschütteten.

In einer Schule im Bezirk Beichuan wurden mindestens tausend Schüler und Lehrer verschüttet. Die Schule liegt nur einige dutzend Kilometer entfernt vom Epizentrum des Bebens, das im Bezirk Wenchuan verortet wurde. In der Juyan-Schule in Dujiangyan, 50 Kilometer südlich des Epizentrums, wurden 60 Tote geborgen. Helfer zogen weiter Leichen aus den Trümmern. Auch in der Xiang-Schule in Dujingyan wurden Schüler und Lehrer verschüttet. Verantwortliche der Schule gingen davon aus, dass weniger als hundert der 420 Schüler den Einsturz des Gebäudes überlebt haben. Bereits am Montag war berichtet worden, dass 900 Schüler eines Gymnasium in Shifang verschüttet wurden.

Tote und Verletzte in Fabriken

Beim Einsturz einer Dampfturbinenfabrik in Hanwang wurden laut Xinhua "mehrere tausend Menschen" getötet oder verschüttet. Die Fabrik befinde sich etwa 30 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt. In der Stadt Shifang wurden durch das Beben zwei Chemie-Fabriken zerstört. Rund 500 Menschen kamen laut einem Fernsehbericht in der Stadt ums Leben, 2000 Menschen waren verschüttet und 3000 wurden verletzt.

37 Touristen kamen ums Leben, als ihr Reisebus in der Präfektur Aba in Sichuan nach dem Beben bei einem Erdrutsch verschüttet wurde. Behördenvertreter sagten zudem, sie hätten den Kontakt zu 15 britischen Urlaubern verloren. Die Briten seien unter 2000 Urlaubern, die in der Präfektur Aba festsäßen.

Lage ist schlimmer als befürchtet

Aus dem 112.000 Einwohner zählenden Bezirk Wenchuan, wo das Epizentrum lag, drangen auch fast 24 Stunden nach dem Beben kaum Informationen. Einem ranghohen Vertreter der kommunistischen Partei in Wenchuan, Wang Bin, gelang es laut Xinhua, per Satellitentelefon einen Hilferuf aus der entlegenen Gebirgsregion abzusetzen. Er forderte, Zelte, Lebensmittel, Medizin und Satellitenkommunikationsgeräte aus der Luft abzuwerfen. "Wir brauchen auch medizinisches Personal, um die Verletzten zu versorgen", sagte er.

Regierungschef Wen Jiabao sagte bei einem Besuch in der Unglücksregion in der Nacht zum Dienstag, die Lage sei schlimmer als befürchtet. "Wir brauchen mehr Helfer." Die Arbeit könne nicht mehr allein von den Helfern vor Ort bewältigt werden. "Es müssen Rettungsteams von außerhalb kommen." Chinas Präsident Hu Jintao sagte in Peking, die Hilfe für die Opfer sei eine "absolute Priorität".

Staaten bieten internationale Hilfe an

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen ihr Mitgefühl aus und boten Hilfe an, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), US-Präsident George W. Bush, der russische Staatschef Dmitri Medwedew und der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Auch Japan sagte Hilfe zu. Außenminister Masahiko Komuro sagte, es müsse abgewartet werden, welche Hilfe China anfordere. "Manche Länder wollen die Dinge alleine regeln."

Das Erdbeben hat nach Angaben der Olympia-Organisatoren keine Auswirkungen auf die Sommerspiele in Peking, wo die Erde am Vortag auch spürbar gezittert hatte. Die Wettkampfstätten seienerdbebensicher gebaut worden, versicherte ein Sprecher.

Das Beben der Stärke 7,8 auf der Richter-Skala hatte die Region am Montagnachmittag um 14.30 Uhr (Ortszeit) erschüttert. Es war das schwerste Beben in China seit 1976, als durch schwere Erdstöße in der Stadt Tangshan bei Peking 242.000 Menschen ums Leben kamen. Das Epizentrum lag 93 Kilometer von der Stadt Chengdu entfernt, in der mehr als zwölf Millionen Menschen leben. (dm/AFP)

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