zum Hauptinhalt

Panorama: „Es handelt sich nicht um einen normalen Mord“

Stehen Triaden hinter dem Blutbad von Sittensen?

Sittensen - Nach dem Mord an sechs Menschen in einem China-Restaurant im niedersächsischen Sittensen deutet vieles auf eine Tat aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität hin. „Es handelt sich nicht um einen normalen Mord. Sonst wäre auch das Bundeskriminalamt nicht auf den Plan getreten“, sagte ein Polizeisprecher in Rotenburg/Wümme. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass es sich um ein Familiendrama oder eine Tat mit anderen Hintergründen handele.

In dem China-Restaurant waren in der Nacht zum Montag drei Frauen und drei Männer asiatischer Herkunft von unbekannten Tätern regelrecht hingerichtet worden. Die Erschossenen waren zum Teil gefesselt. Die Polizei geht davon aus, dass alle sechs Opfer Bedienstete in dem Restaurant waren. Ein weiterer Mitarbeiter der Gaststätte wurde mit einer lebensgefährlichen Schussverletzung ins Krankenhaus gebracht. Ein zweijähriges Mädchen überlebte. Die näheren Umstände der Tat sind unklar. Auch die Identität der Toten steht nicht fest. Der Zustand des Verletzten ist kritisch. „Die Ärzte kämpfen um sein Leben“, sagte ein Polizeisprecher. Weder seine Herkunft noch sein Alter seien bekannt. Er werde bewacht.

Die Tatortuntersuchung sollte noch bis Dienstag dauern. Erst am frühen Nachmittag waren Spezialisten des Bundeskriminalamts eingetroffen. Insgesamt waren rund 60 Beamte im Einsatz. Die Leichen befanden sich noch im Haus, wo sie von Gerichtsmedizinern untersucht wurden. Sie sollen erst nach Abschluss der Spurensicherung vom Tatort abtransportiert werden. Zudem wurden mehrere Zeugen vernommen, die sich am Abend vor der Tat im Restaurant aufhielten.

Der 47 Jahre alte Ehemann einer Angestellten des China-Restaurants hatte seine Frau gegen 0 Uhr 30 abholen wollen. Dabei fand er die sechs Toten – darunter seine Frau – und den Schwerverletzten. Sie lagen in verschiedenen Räumen der Gaststätte.

Sollten die Morde tatsächlich in Zusammenhang mit chinesischen Triaden stehen, wäre es nach Angaben des Kriminologen Christian Pfeiffer der spektakulärste Fall dieser Art in Deutschland. Schutzgelderpressung in China-Restaurants sei in Deutschland sehr verbreitet. „Die Polizei hat wenig Chancen, dem erfolgreich entgegenzuwirken“, sagte Pfeiffer. Die Triaden sind weltweit operierende, organisierte, kriminelle chinesische Gruppen. Schätzungen zufolge gibt es mindestens 50 verschiedene Triaden mit 100 000 bis 300 000 Mitgliedern. Sie gelten als eine der ältesten Verbrecherorganisationen. Sie entstanden in China im 2. Jahrhundert aus Geheimbünden. Ursprünglich bildeten sie eine Art Zufluchtsstätte für Unterdrückte. Seit den 1990er Jahren treten Triaden auch in Deutschland in Erscheinung. ddp

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false