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Panorama: Familiendrama aus Geldnot - Bundesweite Fahndung nach dem Vater

Die Nachbarn aus der Reihenhaussiedlung in Zwintschöna, nur wenige Meter vor den Toren von Halle/Saale, stehen fassungslos vor dem Grundstück, das noch immer durch gelbe Bänder der Polizei abgesperrt ist. Und nach wie vor sind in dem Reihenhaus die Spurensicherer der Kriminalpolizei am Werk.

Die Nachbarn aus der Reihenhaussiedlung in Zwintschöna, nur wenige Meter vor den Toren von Halle/Saale, stehen fassungslos vor dem Grundstück, das noch immer durch gelbe Bänder der Polizei abgesperrt ist. Und nach wie vor sind in dem Reihenhaus die Spurensicherer der Kriminalpolizei am Werk. Die fünf Leichen, die am Morgen in dem Haus gefunden wurden, sind jedoch bereits abtransportiert. Seit gestern Vormittag werden sie im gerichtsmedizinischen Institut der Martin-Luther-Universität obduziert. Die Leichen waren am Morgen vom Besitzer des Hauses und einem Gerichtsvollzieher gefunden worden, die eigentlich gekommen waren, um sechs lebendige Mitglieder der Familie W. wegen erheblicher Mietschulden zwangszuräumen.

Die beiden Herren standen aber vor verschlossenen Türen und riefen deshalb einen Schlüsseldienst zu Hilfe. Nachdem dessen Mitarbeiter seinen Dienst getan hatte, schickte der Gerichtsvollzieher den vor dem Grundstück wartenden Möbelwagen mit samt den fünf Packern eilends weg und alarmierte die Polizei. "In dem Haus", so Oberstaatsanwalt Winfried Wölfel, der die Ermittlungen leitet, "haben die beiden Männer nur Leichen gefunden." Die tote 37-jährige Petra W. habe auf der Couch im Wohnzimmer des zweigeschossigen Hauses gelegen. Die vier Kinder im Alter zwischen einem und 17 Jahren hätten in ihren Betten gelegen. Alle fünf, so Wölfel, seien offenbar im Schlaf mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen worden.

Von dem Tatwerkzeug fehle derzeit ebenfalls jede Spur wie von dem mutmaßlichen Täter, dem Familienvater Fred W., nach dem nun bundesweit gefahndet werde. "Aber es ist auch nicht auszuschließen, dass sich der Mann an einem bislang noch unbekannten Ort selbst das Leben genommen hat", sagte Oberstaatsanwalt Wölfel mit erstickender Stimme. "Wie kann man mit einer solchen Schuld noch weiter leben?"

Nachbarn schildern die Familie als unauffällig und zurückgezogen. Lediglich der 17-jährige Andreas W. habe innerhalb der Reihenhaussiedlung nach Kontakt gesucht. Er habe erzählt, dass Fred W. alle vier Kinder häufig schlage und dass sich die Familie wegen der hohen Miete für das Reihenendhaus kaum etwas leisten könne.

Die Miete hat nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wölfel rund 1500 Mark monatlich betragen, ist aber bereits seit mehr als einem Jahr nicht mehr bezahlt worden. Nach Aussagen der Gerichtsmediziner sind die Frau und ihre vier Kinder seit zwei bis drei Tagen tot.

Eberhard Löblich

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