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Fleischskandal: Verbraucherzentralen kritisieren Kontrollen

Die Verbraucherzentralen schlagen angesichts des Fleischskandals Alarm und halten die Lebensmittelüberwachung in Deutschland für löchrig.

Berlin - "Die Kontrollen rennen den Missständen in der Produktion hinterher", sagte die Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Edda Müller, am Donnerstag in Berlin. Bei den Einfuhrkontrollen gebe es "erhebliche Mängel" etwa in der Dokumentation. Sie kritisierte außerdem eine fehlende Abstimmung der Länder. Das Aktionspaket von Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) zum Fleischskandal beurteilte die Verbandschefin kritisch.

"Das ist ein erster Schritt", sagte Müller. Einige Punkte seien positiv, andere wie die schärfere Selbstkontrolle der Wirtschaft nicht sehr überzeugend. "Das wird kaum wirksam werden bei den Unternehmen, mit denen wir es zu tun haben." Nach dem Fund von vergammeltem Fleisch in mehreren Bundesländern hatte Seehofer im November mit den Ländern einen besseren Informationsfluss, konsequentere Strafverfolgung und eine Meldepflicht für unsichere Lebensmittel vereinbart.

Die Lebensmittelkontrolle in Deutschland ist nach Ansicht der Verbraucherzentralen besonders bei Importen ungenügend. Das europäische Lebensmittel- und Veterinäramt habe eine unzureichende Prüfung von Rückständen bei Pestiziden festgestellt. Besonders häufig würden Schimmelpilzgifte in Nüssen aus Iran, Antibiotikarückstände in Shrimps aus Südostasien und Salmonellen in Fleisch aus Brasilien über das EU-Schnellwarnsystem gemeldet. Müller forderte mehr Kontrollen auch der EU und eine bessere Abstimmung innerhalb Deutschlands. Notfalls müsse eine Vorführpflicht für den Import aus bestimmten Ländern eingeführt werden. Importeure könnten sonst den Hafen oder Flughafen wählen, an dem die Kontrollen besonders lasch seien.

Die Aktionen gegen Gammelfleisch seien wirkungslos, wenn die Verbraucher nicht mehr Informationen über verdorbenes Fleisch bekämen. Der Verband hält ein Verbraucherinformationsgesetz für dringend geboten, kritisiert aber den aktuellen Entwurf Seehofers. Die Verbraucher sollten nicht nur bei Behörden, sondern auch bei Unternehmen Informationen erhalten können, forderte Müller. Außerdem dürften Verstöße gegen das Lebensmittelrecht nicht als Geschäftsgeheimnis gelten und dann ausgeklammert werden. (tso/dpa)

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