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Zweite sein. Das gefällt der ehrgeizigen russischen Tennisspielerin Maria Scharapowa (links) überhaupt nicht. Vor allem dann nicht, wenn die Amerikanerin Serena Williams gewinnt. Seit neun Jahren gelang es Scharapowa nicht mehr, Williams zu besiegen. Das Foto zeigt die beiden Rivalinnen, nachdem Williams die French Open gegen Scharapowa gewonnen hatte.

© dpa

Frauentennis: Tiefschlag vorm Aufschlag

Wimbledon startet – und Serena Williams und Maria Scharapowa gehen schon im Vorfeld aufeinander los.

Maria Scharapowa steht gerne im Rampenlicht. Kaum eine Sportlerin ziert weltweit mehr Titelseiten von Modemagazinen. Doch wenn die fast 1,90 Meter große, blonde Russin vor der Presse erscheint, wie nun im großen Saal in den Katakomben des Centre Courts von Wimbledon, bemüht sie stets den lässigen Look. Die blonde Mähne hing ihr etwas strubbelig ins Gesicht und ihre Trainingsklamotten schlabberten. Scharapowa möchte ernst genommen werden, schaut distanziert und sagt mit monotoner Stimme wenig. Zumindest nicht das, was die Journalisten eigentlich gerne hören wollen von der Diva und knallharten Geschäftsfrau, die mit Einnahmen von 29 Millionen Dollar die bestbezahlte Sportlerin der Welt ist. Mehr als zehn Millionen Fans folgen ihr in den sozialen Netzwerken. Seit kurzem vertreibt sie unter dem Namen "Sugarpova" süße "Zuckerlippen" in ihren eigenen Shops. Scharapowa macht auch nie große Sprüche, selbst dann nicht, wenn es um ihre Dauerrivalin Serena Williams geht.

Seit einem Jahr bestimmen die beiden wieder das Machtverhältnis auf der Tennistour, das heißt, Williams dominiert und Scharapowa wird immer Zweite. „Wir haben sehr großen Respekt voreinander“, sagen beide. Doch nun, da auf dem Rasen von Wimbledon das wichtigste Turnier der Welt beginnt, werden die beiden unsportlich. Die Tatsache, dass die 31 Jahre alte Williams in den vergangenen zwölf Monaten nur drei Partien verloren, drei Grand-Slam-Titel gewonnen hat und wieder die Nummer eins der Welt wurde, nagt offenbar an der sonst so kühlen und beherrschten Russin. Seit neun Jahren hat sie Williams nicht mehr bezwingen können. Nun hat sie die Amerikanerin mit einer Bemerkung im Magazin „Rolling Stone“ provoziert. Scharapowas coole Fassade bröckelte urplötzlich, als sie auf den Artikel angesprochen wurde. Williams hatte ihr Privatleben ins Spiel gebracht – ein Tabubruch.

So bedingungslos ihre Duelle auf dem Tennisplatz auch stets waren, ihre Rivalität endete nach dem Matchball. Nun aber sprach Williams über eine Spielerin aus den Top Fünf, „die gerade verliebt ist“. Jeder wusste, dass Scharapowa gemeint war. „In jedem Interview sagt sie: ,Ich bin so glücklich.’ Das ist so langweilig“, meinte Williams, „sie wird trotzdem nicht zu den coolen Partys eingeladen. Und wenn sie mit einem Typen mit einem schwarzen Herzen zusammen sein will, soll sie doch.“ Scharapowas neuer Lebensgefährte, der bulgarische Tennisprofi Grigor Dimitrov, soll zuvor mit Williams liiert gewesen sein.

Scharapowa konnte nicht anders, sie konterte wie sonst nur im Spiel mit einem brachialen Gegenangriff: „Wenn sie über etwas Persönliches reden will, warum spricht sie dann nicht über ihre Beziehung“, fragte Scharapowa, „ihr Freund war verheiratet, lässt sich scheiden und hat Kinder.“ Dass Williams seit etwa einem Jahr mit ihrem französischen Trainer Patrick Mouratoglou zusammen ist, ist ein offenes Geheimnis, das beide jedoch nie offiziell bestätigt haben. Der 41-Jährige hat drei Kinder aus zwei Ehen, Dimitrov hatte ihn vor einem Jahr mit Williams bekannt gemacht. Damals war die Amerikanerin spektakulär in der ersten Runde der French Open gescheitert und suchte in Mouratoglous Pariser Akademie Rat und Zuflucht. Zweifellos ist Williams trotz ihres hohen Sportleralters das Maß der Dinge im Damentennis. Sie war oft verletzt und hat sich doch Frische und Fitness erhalten, die ihr in Wimbledon ihre 17. Grand-Slam- Trophäe bescheren könnte.

Beide stammen aus eher unterprivilegierten Verhältnissen, die eine aus dem Ghetto von Los Angeles, die andere aus einem Provinznest in West-Sibirien. Da wird mit harten Bandagen gekämpft. „Ich habe mich persönlich bei Maria entschuldigt“, sagte Williams. Es sei alles bloß ein Missverständnis, der Reporter habe eine private Unterhaltung einfach veröffentlicht. Williams scheint da aber ohnehin nicht ihren besten Tag gehabt zu haben. Sie warf einem 16-jährigen Mädchen vor, gewissermaßen mitschuldig an einer Vergewaltigung gewesen zu sein, weil es betrunken war, als zwei Mitschüler es in Steubenville im US-Bundesstaat Ohio 2012 missbrauchten. „Was geschrieben wurde – und ich gesagt haben soll – ist unsensibel und verletzend, auf keinen Fall möchte ich behaupten oder andeuten, dass sie Schuld daran hat“, schrieb Williams vor wenigen Tagen auf ihrer Internetseite.

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