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Panorama: Galgos am Galgen

Spaniens Jäger knüpfen ihre Hunde zu Tausenden auf

Von Ralph Schulze, Madrid

Tod durch Erhängen. Auf diese Weise richten Spaniens Jäger jedes Jahr tausende von Hunden hin, die bei der Hasenjagd ausgedient haben. Dies trifft vor allem die Galgos, eine spanische Variante des Windhundes, die nach Ende der Schießsaison am Strick enden. „Tradition“ nennen dies die Jäger, denen oft die Patrone für den Gnadenschuss oder das Einschläfern durch den Veterinär zu teuer ist. Die Welttierschutz-Gesellschaft (WSPA) klagt nun in einer globalen Kampagne diese „grausame Praxis“ an und fordert die spanische Regierung auf, die Quälerei zu stoppen.

Am Baum aufgeknüpft werden übrigens nur jene Galgos, die sich einigermaßen bei der Jagd bewährt haben. Für die weniger erfolgreichen hat sich unter der spanischen Jägerschaft ein „Strafkatalog“ eingebürgert, der den Hundetod noch etwas qualvoller gestaltet. Etwa folgendermaßen: Die Schlinge um den Hals wird nur soweit in die Höhe gezogen, dass die Hinterläufe des Hundes gerade noch auf den Boden kommen. „So verbringen die armen Geschöpfe bis zu zweieinhalb Stunden sterbend“, berichten Tierschützer. „Oder, noch grausamer, sie werden mit der Würgeleine einfach am Baum angebunden, bis sie vor Hunger, Durst und Erschöpfung sterben.“

Eine der wenigen Hoffnungen, die Spaniens Galgos haben, heißt „Scooby". Das ist der jener spanischen Tierschutzgruppe, die das furchtbare Ende der Galgos zuerst anprangerte. Ein Protest, dem sich inzwischen auch die Welttierschutzgesellschaft angeschlossen hat. Tierfreunde schätzen, dass von den Jägern jährlich 10 000 bis 20 000 Galgos getötet werden. Freilich: Nur die wenigsten der todgeweihten Vierbeiner können von den Scooby-Mitarbeitern gerettet werden.

In einem Tierheim in der Kleinstadt Medina del Campo in Zentralspanien warten einige hundert Überlebende auf neue Herrchen. Etliche der Geretteten finden außerhalb Spaniens „Adoptiveltern“, etwa in Deutschland, der Schweiz, Österreich und auch in Luxemburg.

„Wir brauchen noch mehr Unterstützung und auch noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit“, drängt Fermin Perez, der Scooby-Chef, der im Hauptberuf eigentlich Lehrer ist. Seit Scooby in Spanien gegen das Aufhängen der Galgos auf die Barrikaden geht, haben manche Jäger die Todeszeremonie ihrer Galgos leicht variiert. Sie lassen sie zum Beispiel in größerer Zahl frei und erledigen ihre früheren Begleiter dann in einer munteren Treibjagd.

Galgos, die in Spanien praktisch nur zum Jagen gehalten werden, müssen im Schnitt schon nach zwei bis drei Jahren sterben. Sie werden sozusagen als Wegwerfhunde betrachtet: Ihre Nachzucht kommt die Jäger letztlich billiger, als die Versorgung der älteren Tiere.

Der spanische Staat schaut dem Treiben der Tierquäler derweil ziemlich ungerührt zu. Ein wirkungsvoller gesetzlicher Tierschutz existiert nicht, Tierschützer gelten allgemein als Spinner, und Tierquälerei wird nur selten und wenn, dann nur mit unbedeutenden Geldbußen geahndet. Kein Wunder in einem Land, in dem jedes Jahr tausende von Stieren auf Volksfesten und in den Arenen erst mit Stichwaffen gepiesackt und dann getötet werden. Auf diversen Dorffesten fliegen regelmäßig und zur Gaudi des Publikums Ziegen von Kirchtürmen, mit lebenden Enten wird Weitwurf geübt und flatternden Hühnern wird zu Pferde der Kopf abgerissen.

Auch das ist ein Teil der berühmten spanischen „Lebensfreude".

Näheres im Internet unter:

http://usuarios.lycos.es/scooymedina

und www.wspa.de

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