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Golden Globes 2008: Die Filmpreise - Johnny Depp

© dpa

Golden Globes: Nicht alles glänzt, was golden ist

Keine Stars, kein roter Teppich und Eiszeit in Hollywood: Noch immer kein Ende in Sicht bei den Streiks der Drehbuchautoren. Doch Gewinner gab es trotzdem: Die Filme „Atonement“ und „Sweeney Todd“ räumten ab.

Der rote Teppich blieb in der Abstellkammer, von der Parade der stargefüllten Limousinen war weit und breit nichts zu sehen, und Globe-Chef Jorge Camara mussten sie zweimal vorstellen, damit der Applaus laut genug war, um ihn auch im Fernsehen zu hören. Der Applaus kam diesmal nicht vom Publikum, sondern von den anwesenden Reportern in der Pressekonferenz. Der Präsident der Hollywood Foreign Press Association, die mit der Vergabe der Golden Globes traditionell die Preisverleihungssaion in der Filmstadt eröffnet, versprach tapfer: „Wir werden die Party im nächsten Jahr nachholen.“ Was blieb ihm auch übrig. Der Streik der Hollywoodautoren hatte aus der sonst so gut gelaunten und von der Elite der Filmstars gern besuchten Party eine schnöde Pressekonferenz gemacht, in der die Namen der Gewinner in einer halben Stunde runtergerattert wurden. „Eine traurige Veranstaltung“, urteilte die „Los Angeles Times“ hernach, die sich in Solidarität mit den Streikenden weigerte, die Liste der Gewinner zu drucken. Die „New York Times“ urteilte: „Der Streik war ganz offensichtlich der größte Gewinner des Abends.“

Die fehlenden Bilder vom roten Teppich dürften zudem die Studiobosse und die Veranstalter der für den 24. Februar geplanten Oscars erschüttert haben. Bislang weigert sich die Writers Guild of America (WGA) weiterhin, den Oscarveranstaltern eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Die Autoren streiken seit November, weil sie vom Fernsehen und von dem Filmstudios an den Einnahmen beteiligt werden wollen, die die mit ihren Werken im Internet erzielen. Ein Ende des Arbeitskampfes, mit dem sich auch die Actors Guild of America (AGA) solidarisiert, in der die meisten Stars organisiert sind, ist nicht in Sicht.

Sollte er tatsächlich bis Ende Februar andauern, müssten die Schauspieler sich gegen ihre Gewerkschaft stellen, wenn sie an der Oscarverleihung teilnehmen wollen. „Ich hoffe sehr, die Sache klärt sich bis zu den Academy Awards, das wäre sonst eine wirkliche Tragödie“, sagte Richard Zanuck, Produzent des Musicals „Sweeney Todd“, in dem Johnny Depp einen blutrünstigen Friseur spielt, der an seinen Kunden Rache nimmt. Der Film bekam den Golden Globe für das beste Musical und Depp den für den besten Darsteller in einem Musical.

Bester Film in der Sparte Drama wurde „Atonement“ („Abbitte“) mit Keira Knightley in der Hauptrolle. Er gilt als Favorit für die Oscars, so sie denn verliehen werden. Die Brüder Ethan und Joel Coen wurden für ihr Drehbuch für „No Country for Old Men“ ausgezeichnet, für denselben Film bekam Javier Bardem den Preis für die beste Nebenrolle. Der andere Zweifachgewinner war „The Diving Bell and the Butterfly“ als bester ausländischer Film mit dem Maler und Filmemacher Julian Schnabel als bestem Regisseur. Auch von den ausgelassenen After-Partys, zu denen sich die wichtigsten 3000 von Hollywood treffen, war dieses Mal weit und breit nichts zu sehen. In dem Swimmingpool des Beverly Hilton Hotels, wo normalerweise das vom Kabelsender HBO veranstaltete Fest tobt, verlor sich am Abend ein einziger Schwimmer in den blauen Wellen. Die meisten Filmschaffenden schauten sich die traurige Zeremonie im Fernsehen an – falls sie denn den richtigen Sender fanden. Bis zuletzt hatte Haussender NBC versucht, die Konkurrenz auszuschließen. Erst kurz vor der Pressekonferenz wurde sie doch noch zugelassen. Und während die brav live übertrug, quälte NBC seine Zuschauer mit einer hastig zusammengeschnittenen einstündigen Show, in der die Sieger erst mit Zeitverzögerung genannt wurden.

Immerhin gab es auch eine gute Nachricht: Nach wochenlangem Stillstand ohne jegliche Verhandlungen hat nun die Gewerkschaft der Regisseure Gespräche mit den Produzenten aufgenommen. In den Augen vieler ein erster Schritt, um die Eiszeit in Hollywood zu beenden. Paul Webster, Produzent des bei den Golden Globes als bester Film ausgezeichneten „Atonement“, sieht zumindest einen Silberstreif am Horizont: „Es war sehr enttäuschend. Aber wenn die dröge Show als Katalysator für die Arbeitsverhandlungen dient, dann hätte sie am Ende doch noch etwas Gutes bewirkt.“

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