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Grand Prix: Plagiatsvorwürfe gegen Texas Lightning

Es gehört schon fast dazu: Auch in diesem Jahr sehen sich die deutschen Grand-Prix-Teilnehmer wieder einmal Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Die Band Texas Lightning soll ihren Titel teilweise von einer anderen Gruppe übernommen haben.

Hamburg/Athen - Deutschlands Grand-Prix-Macher müssen sich auch in diesem Jahr wieder gegen Plagiatsvorwürfe zur Wehr setzen: Der Wettbewerbstitel «No No Never» der Countryband Texas Lightning soll vom dänischen Grand-Prix-Beitrag «Never Ever Let You Go» der Band Rollo & King aus dem Jahr 2001 «abgekupfert» sein. Der zuständige Norddeutsche Rundfunk (NDR) sowie die Plattenfirma wiesen dies am Dienstag heftig zurück. Das Quintett um TV-Komiker Olli Dittrich («Dittsche») wird am 20. Mai beim Eurovision Song Contest in Athen für Deutschland singen - auf Startplatz 8, wie das griechische Fernsehen ERT nach der Auslosung der Startreihenfolge mitteilte.

«Es gehört zur Geschichte des "Grand Prix", dass Menschen auf den Erfolg anderer aufspringen wollen. Der NDR ist sehr gelassen», meinte NDR-Sprecher Martin Gartzke. «Ein Anlass für eine Disqualifikation bestünde für uns erst dann, wenn der Vorwurf vor einem Gericht bewiesen würde - was wir uns nach Lage der Dinge nicht vorstellen können.» Die Band hatte sich vor knapp zwei Wochen beim deutschen Vorentscheid gegen Vicky Leandros und Thomas Anders durchgesetzt.

Bei «No No Never» handele es sich um eine komplett neue Komposition und unterschiedliche Texte, erklärte Tim Schurig von der Plattenfirma X-cell Records. Einzige textliche Übereinstimmung sei, dass in beiden Songs die Worte «never ever» vorkommen. «Sowohl melodisch als auch harmonisch gibt es bei den Songs keinerlei Übereinstimmungen, ja nicht einmal Ähnlichkeiten», betonte er.

Der Musikproduzent Marco Delgardo hatte laut «Bild»-Zeitung vom Dienstag ein Gutachten erstellen lassen, mit dem Ergebnis, dass die Strophen des Liedes von Rollo & King nahezu identisch seien mit dem Refrain von Texas Lightning. Von elf Tönen seien neun gleich.

Plagiatsvorwürfe gegen Grand-Prix-Titel gehören inzwischen zum festen Bestand des 50 Jahren alten Wettbewerbs: So musste sich Schlagerkomponist Ralph Siegel 2003 vorhalten lassen, sein für Lou geschriebener Titel «Let's Get Happy» klinge im Refrain wie Wolfgang Petrys «Weiß der Geier». Stefan Raab sah sich im Jahr 2000 mit Vorwürfen konfrontiert, er habe bei seinem Beitrag «Wadde hadde dudde da?» Teile des Spice-Girl-Hits «Say You'll Be There» und des Songs «Burn Rubber On Me» der US-Gruppe GAP kopiert. Ein Jahr zuvor hatte Siegerin Corinna May indessen tatsächlich auf ihre Reise zum Finale verzichten müssen, weil es sich bei ihrem Titel um eine Kopie handelte: Ihr Lied «Hör den Kindern einfach zu» war 1997 mit anderem Text und anderem Sänger auf einer CD erschienen.

Siegel, der dieses Jahr für die Schweiz antritt, hat beim Finale in Athen zumindest in der Startreihenfolge die Nase vorn: Der Grand-Prix-Veteran eröffnet mit seiner Gruppe six4one den Reigen der 24 Beiträge. Direkt nach dem Auftritt der deutschen Musik- Cowboys tritt die dänische Interpretin Sidsel Ben Semmane («Twist Of Love») auf - ebenfalls mit einem Titel im Country-Style, wie der NDR es nennt.

Bereits am Vormittag hatten die Länderdelegationen in Athen beschlossen, beim Eurovision Song Contest im Jahr 2007 die beliebte Ansage der Punkteverteilung radikal zu ändern. Die Ansager aus den verschiedenen Staaten sollen nur noch die besten drei Wertungen nennen, also die Punktzahlen acht, zehn und zwölf. Die Punkte von eins bis sieben sollen nur noch auf der Punktetabelle erscheinen. (tso/dpa)

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