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Das neue "World Trade Center" - aufgenommen aus dem Battery Park in New York.

© Reuters

Ground Zero: World Trade Center höher als das Empire State Building

Beim „One World Trade Center“ haben Arbeiter das 100. Stockwerk in Angriff genommen – fertig ist das Gebäude noch lange nicht. Den Namen "Freedom Tower" verwendet New York nicht mehr. Das wäre zu viel Symbolik.

Ein strahlend blauer Himmel umrahmte das stählerne Skelett von „One World Trade Center“ am Montag – eine angemessene Kulisse für einen Meilenstein im Bau des Wolkenkratzers: Mit einem zwölf Tonnen schweren Stahlträger begannen Bauarbeiter das 100. Stockwerk und trieben die Höhe des Gebäudes auf knapp über 381 Meter – damit steht an der Südspitze Manhattans wieder der höchste Turm der Stadt.

Seit der Zerstörung der Zwillingstürme am 11. September 2001 hatte das Empire State Building als höchster Wolkenkratzer die Skyline von Manhattan dominiert. Am Montag schalteten die Eigentümer des traditionsreichen Turms in Midtown eine Anzeige, um dem Cousin ein paar Meilen weiter Downtown zu gratulieren: „Wir haben dich wachsen gesehen, heute salutieren wir dir“, hieß es im Text.

Den Touristenmassen am Ground Zero mag die Wachablösung im Himmel über New York entgangen sein. Für die New Yorker ist der symbolische Schritt indes ein großer. Am Ground Zero schlägt das Herz Manhattans. Kein anderer Ort auf der Insel hat für die Stadt eine solche Bedeutung wie der Platz der größten Katastrophe. Vor über zehn Jahren – ebenfalls vor einem strahlend blauen Himmel – rammten Terroristen Flugzeuge in die Stahltürme, die bis dahin nicht nur Manhattan, sondern auch das Finanzzentrum und die Stärke der Weltmacht USA symbolisiert hatten. New York war eine Wunde geschlagen, die nur langsam heilte. Als Präsident Obama mit Hinterbliebenen der Opfer im vergangenen Herbst das Mahnmal für „9-11“ einweihte, war ein erster Schritt der Heilung vollzogen. Mit der architektonischen Dominanz von „One World Trade Center“ ist man jetzt ein gutes Stück weitergekommen.

Das neue World Trade Center in Bildern

Was der Turm für New York bedeutet, fasste der Vorsitzende der Hafenbehörde, David Samson, bei einer Zeremonie am Montag zusammen: „Dieses Projekt ist mehr als Stahl und Beton. Es ist ein Symbol für den Erfolg der Nation.“ Es ist ein Symbol, das keine weitere Theatralik braucht. So hat sich die Stadt vor Monaten bewusst von dem Beinamen „Freedom Tower“ für das neue Hochhaus getrennt, das seither nur ganz nüchtern nach seiner Adresse benannt ist – eben: One World Trade Center, oder One WTC, wie es abgekürzt wird.

Fertiggestellt ist der Wolkenkratzer indes noch lange nicht. Ein paar Stockwerke fehlen noch, dann wird eine gewaltige Antenne aufgesetzt, die den Turm auf 541 Meter treibt – das entspricht 1776 Fuß, und ist ein symbolisch bedeutendes Maß in Anlehnung an das Gründungsjahr der Vereinigten Staaten und die Unterzeichnung der amerikanischen Verfassung.

Hoch hinaus. Ein Arbeiter hantiert am Montag an der derzeitigen Spitze des Gebäudes. Im Hintergrund ist das Empire State Building zu sehen.
Hoch hinaus. Ein Arbeiter hantiert am Montag an der derzeitigen Spitze des Gebäudes. Im Hintergrund ist das Empire State Building zu sehen.

© dpa

Die Benennung der höchsten Gebäude der Welt läuft nicht immer ohne Streitigkeiten ab. Beim One WTC ist der Stein des Anstoßes die 128 Meter hohe Nadel, die an der Spitze des Gebäudes stehen soll. Wird sie gezählt, übertrifft das Hochhaus den Willis Tower in Chicago. Wenn nicht, bleibt dieser das höchste Gebäude der USA. Das Empire State Building etwa ist mit seiner Antenne 443 Meter hoch und damit deutlich höher, als One WTC derzeit ist. Doch die Nadel auf dem One WTC könnte ähnlich wie Turmspitzen bei anderen hohen Gebäuden doch noch mitgezählt werden, eine Praxis, die auch der Rat für Hohe Gebäude und das deutsche Unternehmen Emporis anwenden, das Gebäudedaten weltweit in einer Datenbank speichert. Fraglich ist jedoch, ob die Nadel nun eine Turmspitze oder eine Antenne ist. „Ich bin mir nicht sicher“, sagt der Sprecher der Hafenbehörde von New York und New Jersey, der das Gebäude gehört. Die Nadel werde zwar als Rundfunkantenne fungieren, aber deutlich dicker sein als normale Antennen.

Der Rat für Hohe Gebäude tendiert jedenfalls dazu, die Nadel mitzuzählen. „Wie wir es verstehen, ist die Nadel eine architektonische Turmspitze, die eine Antenne umschließt“, sagt der Sprecher der Vereinigung, Nathaniel Hollister. Um Streitigkeiten zu vermeiden, seien aber mittlerweile drei Kategorien für die höchsten Gebäude eingeführt worden: höchste bewohnte Etage, architektonische Spitze und Höhe bis zur Spitze. Alleiniger und unangefochtener Rekordhalter für den Titel des höchsten Gebäudes der Welt ist jedenfalls der Burdsch Chalifa in Dubai, der 2010 eröffnet wurde und 828 Meter hoch ist – zumindest wenn man die Flugzeuglichter und andere technische Gerätschaften nicht mitzählt, die noch auf der Spitze angebracht sind. Das wären dann immerhin noch mal eineinhalb Meter mehr. mit dapd

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