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Halleneinsturz: Suche nach der Ursache

Trauer um die Opfer, Wut über mögliche Sicherheitsmängel: Nach der Katastrophe von Kattowitz hat in Polen die Suche nach der Ursache des Halleneinsturzes begonnen.

Warschau/Kattowitz - Eine Kommission von Staatsanwälten, Polizei und Feuerwehr nahm ihre Arbeit an der Unglücksstelle auf. Es gab widersprüchliche Angaben über die Menge des Schnees auf dem Dach des zerstörten Gebäudes. Die Schneelast könnte zum Zusammenbruch der Halle geführt haben. Landesweit wurden Flachdachbauten auf Sicherheitsmängel überprüft.

Das Justizministerium korrigierte die Zahl der Toten der Tragödie von Samstag auf 62, zunächst war von 67 die Rede gewesen. Einige der Opfer seien möglicherweise doppelt gezählt worden. Zugleich betonte Minister Zbigniew Ziobro, möglicherweise habe es noch mehr Tote gegeben, da 15 Menschen noch vermisst würden. Ein erneuter Einsatz von Leichenspürhunden führte am frühen Abend zu keinem Ergebnis. Ein 30 Jahre alter Mann starb am Montag an den Folgen seiner schweren Verletzungen.

Ersten Ermittlungen zufolge hatte auf dem Dach der größten Halle des Messegeländes mehr Schnee gelegen, als die Sicherheitsnormen zulassen. Die Betreiberfirma bestreitet dies. Fernsehbilder nach den Bergungsarbeiten zeigten, dass die nur sechs Jahre alte Leichtmetallhalle wie ein Kartenhaus zusammengebrochen sein muss. Über den Einsatz von schwerem Räumgerät soll erst nach Abschluss der Ermittlungen entschieden werden.

Seit dem Unglück wurden in ganz Polen bereits mehr als 730 Flachdachgebäude auf mögliche Sicherheitsmängel überprüft. Eine Warschauer Messehalle, die baugleich mit der Unglückshalle ist, wurde geschlossen. Auch mehrere Supermärkte und Sporthallen wurden geschlossen, weil Feuerwehr und Bauaufsicht Gefahren durch Schneelasten auf dem Dach befürchteten. Wie erst am Montagabend bekannt wurde, war vor einigen Tagen ein Teil des Daches eines leer stehenden Lagergebäudes im oberschlesischen Zabrze eingebrochen.

Unterdessen erhärteten Berichte der Feuerwehr die Vorwürfe von Überlebenden, die Notausgänge seien versperrt gewesen. Die Retter hätten eingeschlagene Glasscheiben an den Türen vorgefunden. Justizminister Ziobro sprach in Kattowitz von einer schweren Missachtung grundlegender Sicherheits- und Notfallregeln. «Die Tür war nicht zu öffnen, so dass wir die Glasscheiben eintreten mussten», sagte auch Theodor Backs, Geschäftsführer des gleichnamigen Taubenfutter-Produzenten aus Rehburg-Loccum in Niedersachsen, am Montag der dpa.

Während einige Teile fast unzerstört waren, war vor allem die Hallenmitte völlig zertrümmert. Zerstörte Messestände, geborstene Stahlpfeiler und zertrümmerte Reste des Daches ließen wenig Zweifel daran, dass niemand unter der Wucht des zusammenbrechenden Daches überlebt haben konnte. Tauben flatterten noch immer auf den Trümmern. Die Trauer um die Opfer des Unglücks hat ganz Polen erfasst, bis Mittwoch herrscht Staatstrauer. Angehörige und Anwohner kamen an die Unglücksstelle, um Kerzen und Blumen aufzustellen. In vielen Kirchen vor allem in Oberschlesien wurde für die Toten und Verletzten gebetet.

Das Dach der Halle war am Samstag während einer Brieftaubenmesse eingestürzt und hatte hunderte Menschen verschüttet. Mehr als tausend Rettungskräfte versuchten, die Verschütteten in Sicherheit zu bringen. Einsatzleiter Janusz Skulich von der oberschlesischen Feuerwehr sagte im polnischen Rundfunk, er habe eine dicke Schneeschicht auf dem unbeschädigten Teil des Daches gesehen. Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz kündigte an, seine Regierung wolle die Strafen für die Verletzung von Sicherheitsvorschriften im Bauwesen verschärfen. (tso/dpa)

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