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Panorama: Höhlen, Kletterpflanzen, Wildblumen Wer Vögel in seinen Garten locken will, muss die Natur nachahmen

Vögel sind wählerisch: Sie kommen nicht in jedermanns Garten. Nur wenn er ihrem natürlichen Lebensraum entspricht, lassen sie sich auf Dauer herbeilocken.

Vögel sind wählerisch: Sie kommen nicht in jedermanns Garten. Nur wenn er ihrem natürlichen Lebensraum entspricht, lassen sie sich auf Dauer herbeilocken. Hat ihnen die Winterfütterung über die schwierigste Jahreszeit hinweggeholfen, dann suchen sie im Frühling nach geschützten Nistplätzen und nach Insekten für ihren Nachwuchs – am 1. März hat die Brutsaison begonnen. Im Sommer brauchen sie Sand, um sich darin von Parasiten befreien zu können, und Wasser, um ihren Durst zu stillen und zu baden.

„Einen Garten für Vögel interessant zu machen, ist arbeitsaufwendiger, als im Winter ein paar Krümel auszustreuen“, urteilt der englische Zoologe Robert Burton in seinem Buch „Gartenparadiese für Vögel“. Naturnah soll die grüne Oase zwar sein, aber nicht verwildert. Also bedarf es der Planung. Schließlich muss zu jeder Jahreszeit genug Futter da sein. Es gilt, die Natur nachzuahmen, etwa indem man einen Waldrand mit abgestufter Vegetation imitiert: Baum, Strauch, Staude, Bodendecker. Die Blüten der Schlehe (Prunus spinosa) – sie zeigen sich im März und April locken zum Beispiel nicht nur zahlreiche Insekten an, auch Vögel lieben den Strauch: Rund 20 Arten ernähren sich von den Früchten. Die Schlehe wird auch Schlehdorn, Hecken- oder Schwarzdorn genannt. Zu den Grundelementen des vogelfreundlichen Gartens gehören also Bäume als Singwarte oder Jagdansitz, Kletterpflanzen zum Nisten, Frühlings- und Herbstrabatten als Samenvorrat, Bodendecker zum Verstecken, eine Hecke aus heimischen Sträuchern, eine Wildblumenwiese voller Käfer und Heuschrecken, aber auch ein kurz geschorener Rasen, in dem Amseln und Stare nach Würmern und Schnakenlarven stochern können. Rotkehlchen reiten bisweilen sogar auf dem Rasenmäher mit, in der Hoffnung, es könne etwas für sie abfallen.

Kletterpflanzen sind bei Vögeln besonders beliebt. Im Efeu nisten Amseln und Spatzen, Ringeltauben essen im Winter die Beeren. Das Geißblatt wissen Singdrosseln und Hausrotschwänze, Gartengrasmücken und Finken zu schätzen. Mönchsgrasmücken und Birkenzeisige fressen die Früchte der Jungfernrebe. Kletterosen bieten mit ihren Stacheln Schutz vor Feinden und bieten sich daher auch als Nistgehölz an.

Artenreiches und heimisches Grün ist gefragt, denn mitteleuropäische Insekten – Protein für die Jungvögel – fühlen sich auf exotischen Pflanzen nicht wohl. Für eine Hecke eignen sich daher vor allem: Schwarzer und Roter Holunder, Pfaffenhütchen, Wolliger Schneeball, Haselnuss und Kornelkirsche als Futterpflanzen für Läuse und Vögel, Weißdorn, Schlehdorn, Sauer- und Feuerdorn als schützende Nistgehölze. Eine solche Wildhecke ist allerdings eher etwas für große Gärten.

Eine Wildblumenwiese mit Klatschmohn und Margeriten braucht ebenfalls Platz. Aber auch eine kleine Rasenfläche, in der Ameisen geduldet werden, lädt den Grünspecht ein. Disteln, Löwenzahn, Klee und Greiskraut siedeln sich ganz von allein an. Sie sind aber nicht jedermanns Sache, weil sie sich rasch ausbreiten und den Rasen unter ihren Blättern verdrängen. Doch sie ernähren Girlitze, Stieglitze und Ringeltauben – ebenso wie die Vogelmiere, die meist als lästiges Unkraut gilt. Solche Wildkräuter, die der Gärtner nicht selbst angesiedelt hat und nur schwer unter Kontrolle bringt, gehören zur Lebensgrundlage der Vögel. Aber auch Kulturpflanzen wie Kohl liefern ihnen Raupen für den Nachwuchs. Meisen machen sich zwar unbeliebt, wenn sie Knospen von Obstbäumen naschen. Das lässt sich aber verschmerzen: „Ein Meisenpaar“, so rechnet der Gartenplaner Peter Himmelhuber vor, „kann während der Brutzeit bis zu 30 Kilogramm Raupen und andere Schädlinge vertilgen“.

Insektizide sind natürlich tabu, denn mit vergifteten Insekten gehen auch die Jungvögel zugrunde. Auf einen Laubsauger verzichtet man am besten auch, um den Vögeln nicht die Spinnentiere und Insekten wegzusaugen. Häufiges Mähen und Düngen des Rasens schadet den nützlichen Wildkräutern. Und das Schneiden von Hecken ist während der Brutzeit zwischen dem 1. März und dem 30. September ohnehin verboten.

Natürliche Baumhöhlen locken die seltenen Gartenrotschwänze an, industriell gefertigte Nistkästen werden gern von Meisen bezogen – meist aber erst, wenn die Kästen schon etwas ausgewittert sind. Sie sollten nicht mit Eisen-, sondern allenfalls mit Aluminiumnägeln an den Bäumen befestigt, besser aber mit Bügeln aufgehängt werden. Und Vogeltränke und Sandbad müssen so aufgestellt sein, dass die Vögel einen guten Überblick haben – denn dann können sie Katzen rechtzeitig bemerken.

Claudia Schülke

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