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Panorama: In Tirol geht’s um die Wurst

Ein Bergdorf streitet über den Namen eines Gipfels

Graz - Wenn man sich lang genug mit einem Österreicher unterhält, wird der Satz irgendwann fallen: „Is eh wurscht.“ Wurst heißt hier viel. Vor allem: Nimm’s locker, ist ja sowieso egal. Sie nehmen eben viele Dinge lockerer als ihre Nachbarn nördlich der Alpen – die Piefkes. Jetzt heißt auch ein Berg wie eine Wurst. Oder besser, wie eine Wurstfabrik.

Das Bergdorf Prägraten liegt beschaulich eingebettet in grüne Hänge in Osttirol. Und dieses Bergidyll ist der Schauplatz für einen Wurststreit. Denn der Mullwitzkogel bekommt den Namen eines örtlichen Unternehmers und wird zur Wiesbauer-Spitze. Und diese Umbenennung ist einigen Einwohnern gar nicht mehr wurscht. An den Stammtischen wird heftig diskutiert, ob es sich um einen gut gemeinten PR-Gag handelt, der sich ins Negative gedreht hat, oder gar um den Ausverkauf der hiesigen Kultur.

Einige Prägrater finden die Umbenennung in Ordnung. Schließlich kämen sie so wenigstens mal in die Medien. „Ruhe hatten wir lange genug“, sagt ein ehemaliger Hüttenwirt. Doch ein anderer am Stammtisch glaubt, dass jetzt „das Letzte, was wir noch haben“, verkauft wird. Dem widerspricht die Stadtverwaltung. „Wir Prägratner sind nach wie vor stolz auf unsere markanten Berge. Keiner unserer über 130 Berge wird verkauft, und es fließen keine Geldmittel“, sagt Bürgermeister Johann Kratzer. Er stellt sich auf dem Dorfplatz stolz vor die Kameras des österreichischen Fernsehens. Dass ihm einige im Dorf den Spitznamen „Hanswurscht“ verpasst haben, ist ihm egal.

Ludwig Berger nimmt den Streit um den Wurstberg dagegen tirolerisch gelassen. Der Wirt des Gasthofes Islitzer erklärt es so: „Ich wundere mich über die Aufregung. Wir haben doch noch einen Mullwitzkogel unterhalb des Defreggerhauses, der 200 Meter höher ist als der umbenannte Mullwitzkogel.“ Ihm ist der neue Name eh wurscht.

Ingo Wolff

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