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"Jeopardy"-Spiel: Mensch gegen Maschine

Im Wissensquiz "Jeopardy" misst sich ein Supercomputer an Rate-Champions – nicht immer hilft der Algorithmus.

Hier kommt Watson! Im spannendsten „Jeopardy“-Spiel aller Zeiten stehen sich in Amerika in dieser Woche Mensch und Maschine gegenüber. Zwei Champions treten gegen einen Supercomputer an, den IBM in dreijähriger Arbeit programmiert hat und der langfristig nicht nur im Fernsehquiz bestehen, sondern auch in der Forschung helfen soll.

Damit ist Watson auf der einen Seite der Traum von Informatikern, die seit Jahrzehnten an künstlicher Intelligenz arbeiten. Auf der anderen Seite der Albtraum von Science-Fiction-Autoren, die den Siegeszug der Maschinen fürchten.

Dass Watson einmal die Menschheit unterjocht, ist zurzeit nicht zu befürchten. Vielmehr lässt sein erster Auftritt ein Millionenpublikum mitfiebern. Und liefert ein überraschendes Ergebnis: Im Wettstreit mit Brad Rutter und Ken Jennings, zwei Rekordsiegern, die in früheren Shows jeweils mehr als drei Millionen Dollar gewonnen haben, liegen Watson und Rutter mit jeweils 5000 Dollar in Führung. Jennings hängt mit 2000 Dollar hinterher – und ist überrascht. „Watson spielt wie ein menschlicher Kandidat, ein unheimlich guter menschlicher Kandidat.“

Unheimlich ist es allemal, wie Watson nicht nur Fachwissen aus allen möglichen Bereichen abruft – Geschichte, Fernsehen, Sport und Beatles-Songs – sondern wie er auch ironische Andeutungen und knifflige Fragestellungen überwindet. Meistens jedenfalls. Hin und wieder führt der Algorithmus Watson auch in die Irre: „Abgeleitet vom lateinischen Wort für ,Ende‘, können hier Zugfahrten auch beginnen“, liest Showmaster Alex Trebek vor. Watson ist als erster am Drücker und sagt „Finis“. Das ist Quatsch, denn die Antwort ist natürlich „Terminal“ – der Computer hat sich von der naheliegendsten Übersetzung ablenken lassen. Andere Doppeldeutigkeiten erkennt er: „Metall am Fuß eines Pferdes und Kartenhalter im Kasino“ – „Was ist ein Schuh?“. Watson weiß, dass beides im Englischen eben „shoe“ heißt.

Die Zuschauer bekommen im Kampf Mensch gegen Maschine einen Blick ins Innenleben von Watson. Der passt wegen seiner Größe nicht ins Studio und lässt sich von einem Avatar vertreten. Dessen Liniengewirr in rot, gelb und grün zeigt die Aktivität des Algorithmus und verrät, wie sicher Watson in seinem Denkprozess ist. Weiter zeigt der TV-Bildschirm die drei Top-Antworten, an denen der Computer arbeitet. Oft liegt Watson auch richtig, wenn er nicht drückt.

Während Watsons Spezialgebiete auf den ersten Blick Michelangelo und die Beatles sind – „Lady Madonna“, „Jude“ und „Eleonar Rigby“ kann er problemlos zuordnen – steht sein wahres Anwendungsgebiet weit offen. IBM hofft, dass man den Superrechner künftig in der Forschung einsetzen kann, wo der Prozessor auch komplexe Zusammenhänge erörtern und verstehen kann. Mediziner hoffen, dass Watson mit Patienten arbeiten und bei der Beschreibung von Symptomen auf eigene Faust Krankheitsbilder und Therapien ermitteln kann.

Computerfans stellen sich außerdem vor, bald einen eigenen Watson zu haben. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Auch die ersten Computer füllten schließlich ganze Häuser und frühe Versuche in künstlicher Intelligenz haben sich längst verbreitet: 1997 setzte „Deep Blue“ den Schachgroßmeister Gary Kasparov matt. Heute kann jeder Hobbyspieler seinen Schachcomputer imTaschenformat kaufen.

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