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Panorama: "Jugendhormon": Leben in Askese kann das Altern verzögern

Ausgerechnet ein Stoff, den die Biologen "Jugendhormon" nennen, scheint das Altern zu beschleunigen. Wird dagegen ein Gen verändert, das insulinabhängige Körpervorgänge steuert, verlängert sich das Leben.

Ausgerechnet ein Stoff, den die Biologen "Jugendhormon" nennen, scheint das Altern zu beschleunigen. Wird dagegen ein Gen verändert, das insulinabhängige Körpervorgänge steuert, verlängert sich das Leben. So lässt sich die Produktion des Jugendhormons drosseln - jedenfalls bei der Fruchtfliege. Das berichten Forscher der Brown University in den USA in der neuesten Ausgabe des Wissenschafts-Magazins "Science".

Sie hatten bei der Fruchtfliege Drosophila die Funktionsfähigkeit einer Andockstelle eingeschränkt. Dieser Rezeptor (InR) spricht auf ein insulinähnliches Hormon an, das beim Menschen in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Auf diesem Weg wird wahrscheinlich die Hirnanhangdrüse dazu gebracht, Jugendhormon auszuschütten. Die Vermutung, dass die Genveränderung die Ausschüttung des Jugendhormons reduziert, das Wachstum der Tiere einschränkt und ihr Leben verlängert, bestätigte sich: Es entstanden besonders kleine Fliegen, die Lebenserwartung der Weibchen war um bis zu 85 Prozent erhöht. Von den männlichen Tieren blieben zwar viele schwach und starben in den ersten Tagen, die Überlebenden allerdings hatten niedrigere Sterberaten als ihre genetisch unveränderten Artgenossen.

Um zu testen, ob die Langlebigkeit der Insekten tatsächlich mit einer verminderten Produktion des Stoffes zusammenhängt, der unter anderem für die Fortpflanzung wichtig ist, verabreichten es die Forscher einem Teil der genetisch veränderten Fliegen nachträglich. Diese Tiere hatten tatsächlich nur die normale Lebenserwartung.

"Wir schließen daraus", so die Forscher, "dass ein Mangel an Jugendhormon, der durch eine Veränderung der Signalkette für den insulinähnlichen Rezeptor hervorgerufen wird, ausreicht, um die Lebensspanne zu verlängern." Damit sei erstmals der wissenschaftliche Nachweis gelungen, dass der Altersprozess von Hormonen gesteuert werde. Die Zusammenhänge waren den Forschern erstmals bei Fadenwürmern aufgefallen. Für die Übertragung der Ergebnisse auf den Menschen ist es allerdings noch viel zu früh. Zwar ist der Weg, über den Insulin beim Menschen Körperprozesse anstößt, wahrscheinlich vergleichbar, doch ist der Vorgang des Alterns bei anderen Lebewesen weitaus komplexer.

Allerdings passen die Ergebnisse zu der schon länger bekannten Tatsache, dass maßvolles Essen und Trinken das Leben verlängert: Denn Insulin wird nach dem Essen gebraucht, um den Zuckerspiegel im Blut zu senken.

Adelheid Müller-Lissner

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