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Buschfeuer

© dpa

Katastrophe: 300 Tote bei Bränden in Australien

In Australien greifen die Buschfeuer weiter um sich und zerstören ganze Landstriche. Viele Menschen kamen in den Flammen um. Bis zu 300 Tote soll es geben, manche sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Hunderte Feuerwehrleute kämpfen weiter gegen die lodernden Buschbrände in Australien, während in vielen zerstörten Gemeinden Spezialteams in verkohlten Häusern nach Opfern suchen. Bis zum Donnerstag wurden 181 oft bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Opfer geborgen, doch manche Experten gehen von bis zu 300 Toten aus. Allein in der fast vollständig heruntergebrannten 500-Seelen-Gemeinde Marysville im Bundesstaat Victoria könnte fast jeder fünfte Einwohner umgekommen sein. "Im Gebiet von Marysville könnten 50 bis 100 Menschenleben verloren sein", sagte Victorias Premierminister John Brumby dem Sender Sky News.

Die Stadt wurde abgeriegelt, kein Anwohner durfte bislang zurückkehren. Die Helfer suchen in Häusern, Autowracks, unter Schutt und Asche nach Opfern. "Es liegen immer noch Leichen in den Häusern. Und trotz einer großen Polizei- und Armeepräsenz in Marysville konnten noch nicht alle Opfer geborgen und identifiziert werden", sagte Brumby. "Wenn Menschen in diese Gebiete, in ihre Häuser zurückkehren und dort Leichen finden, wäre das ein traumatisches und verstörendes Erlebnis."

Die Behörden wehren sich inzwischen gegen Vorwürfe, sie hätten nicht angemessen auf die Feuer im Südosten des Kontinents reagiert. Die Bevölkerung sei am vergangenen Freitag gewarnt worden, sagte Brumby. Allerdings sei es auch eine Tatsache, "dass man nicht ein Gebiet mit einer halben Million Menschen evakuieren kann".

Für Brandstiftung gibt es oft kein Motiv

Die Polizei hat ihre Fahndung nach Brandstiftern intensiviert, die einige der verheerenden Feuer gelegt haben sollen. Allein in Victoria wurde die Zahl der Ermittler von 100 auf 125 aufgestockt. Allerdings ist es Experten zufolge schwierig, die Täter zu überführen.

Polizist Danny Moloney zeigte sich ernüchtert. Alles, was zum Feuerlegen gebraucht werde, seien Streichhölzer, die danach verglühen. Der Lohn für den Brandstifter seien die Flammen, die Sirenen von Polizei und Feuerwehr, die Schreie der Hausbewohner und die Zerstörung von Besitz und Leben. Es gebe häufig kein Motiv und kein Ziel. "Wer Feuer legt, ist nicht psychisch krank." Es sei ein Irrglaube, dass Pyromanen Buschfeuer legten.

Der Kriminologe Paul Wilson geht davon aus, dass oft persönliche Rachegelüste die Ursache der Brandstiftung waren. Wahrscheinlich werde der Brandstifter unter denjenigen sein, die neugierig die Szene beobachten, wenn die Absperrbänder der Polizei entfernt werden. "Sie kehren zum Ort des Verbrechens zurück, um zu sehen, was sie getan haben."

Niemand will sich den Flammen stellen

Nördlich von Melbourne sowie in den Staaten New South Wales und South Australia versuchten Menschen am Donnerstag noch, ihre Häuser vor den herannahenden Flammen zu schützen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Tage in den Ortschaften Kinglake und Marysville würden die meisten aber eher die Flucht antreten, sagte ein Bewohner von Healesville dem australischen ABC Radio. "Niemand möchte wirklich bleiben und sich dem stellen." Beide Orte waren fast vollständig niedergebrannt.

Schätzungen zufolge fielen mindestens 1000 Häuser den Flammen zum Opfer. 4500 Quadratkilometer Wald- und Buschland wurden zerstört, das ist fast die doppelte Fläche des Saarlandes. Mehr als eine Million einheimischer Tiere wurden vermutlich getötet. Die Behörden gehen davon aus, dass erst in etwa einer Woche alle Feuer gelöscht sein werden. (sgo/dpa)

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