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Stammzellen-Fälschung: Klonforscher Hwang vor Karriereende

Der südkoreanische Klonpionier Hwang Woo Suk hat Fälschungen von Stammzellenkulturen zugegeben und sich für den Schwindel entschuldigt. Gleichzeitig bot er seinen Rücktritt als Professor an der Universität Seoul an.

Seoul - Nach dem Skandal um gefälschte Stammzellen steht der einst gefeierte südkoreanische Klonforscher Hwang Woo Suk vor dem abrupten Ende seiner wissenschaftlichen Karriere. Einem vorläufigen Untersuchungsbericht der Nationaluniversität in Seoul zufolge hat er seine Arbeit absichtlich manipuliert. Die Entschuldigung Hwangs und sein Rücktrittangebot als Professor vom Freitag werfen zugleich Fragen nach der Sorgfalt auf, mit der das US-Fachjournal «Science» Hwangs bahnbrechend eingestufte Veröffentlichung prüfte. Die Hochschule will Hwangs Rücktrittsangebot nach eigenen Angaben erst akzeptieren, wenn die Kommission ihre Untersuchung abgeschlossen hat.

«Ich entschuldige mich sehr dafür, unsere Kollegen so tief enttäuscht zu haben», sagte Hwang am Freitag. «Als Zeichen meiner Entschuldigung lege ich mein Amt als Professor der Seouler Nationaluniversität nieder.» Dem Untersuchungsbericht zu Folge sind neun von elf Stammzellkulturen, über die Hwang im Mai im US- Fachjournal «Science» berichtete, vorsätzliche Fälschungen. Hwang und sein Team hatten erklärt, insgesamt elf Stammzellenlinien aus geklonten menschlichen Zellen von verschiedenen Patienten gewonnen zu haben. Damit habe er erstmals maßgeschneiderte embryonale Stammzellen geschaffen. Diese gelten als eine der großen Hoffnungen in der Medizin, weil sie eines Tages zerschlissenes Gewebe ersetzen sollen.

In der vergangenen Woche hatte Hwang angekündigt, seine Arbeit in «Science» zurückziehen zu wollen. Zuvor hatte ihm bereits ein ehemaliger Mitarbeiter die Fälschungen vorgeworfen. Journale wie «Science» konsultieren vor der Publikation einer Studie mehrere Fachkollegen. Erst wenn diese die Arbeit als korrekt einstufen und die Veröffentlichung empfehlen, erscheint die Arbeit. Dieses weit verbreitete Verfahren («Peer Review») soll Herausgeber und Leser vor falschen Resultaten bewahren.

Prof. Ulrike Beisiegel, Sprecherin des Ombudsgremiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für wissenschaftliches Fehlverhalten schlägt vor, dass Fachjournale wie «Science» und «Nature» bei Meldungen über scheinbare Durchbrüche ein eigens geschaffenes Gutachtergremium einsetzen sollten. «Das Rennen um die schnelle erste Veröffentlichung zu einem wichtigen Thema, wie es "Science" und "Nature" austragen, widerspricht der Wissenschaft», warnte Beisiegel in Hamburg. «Man sollte überlegen, ob Resultate wirklich mit dieser Geschwindigkeit veröffentlicht werden müssen und diesen Prozess entschleunigen.»

Zuvor war Hwang schon von allen öffentlichen Ämtern zurückgetreten, weil er für seine Arbeit im Mai Eizellen von eigenen Mitarbeiterinnen verwendet hatte. Er war deswegen aus ethischen Gründen international scharf kritisiert worden. (tso/dpa)

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