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Kriminalität: Getötete Mutter im Kühlschrank aufbewahrt

Eine 26-jährige Frau hat zu Beginn eines Mordprozesses in Köln gestanden, ihre pflegebedürftige Mutter getötet und die Leiche über Monate im Kühlschrank versteckt zu haben.

Köln - Unter Tränen gab die Angeklagte am Montag vor dem Kölner Landgericht zu, sie habe ihre Mutter im Juli 2005 getötet, nachdem sie mit der Pflege der demenzkranken und zuvor jahrelang schwer alkoholabhängigen Mutter überfordert gewesen sei. Die magere und bleiche junge Frau betonte auf der Anklagebank, ihre 60 Jahre alte Mutter habe sie mehrfach aufgefordert: "Mach mich doch kaputt!" und sich nicht gewehrt, als sie diese mit einem herumliegenden Stofffetzen gewürgt habe.

In den Aussagen der 26-Jährigen zeichnete sich ein erschütterndes Drama ab, das sich zwischen Mutter und Tochter über viele Jahre hinweg in der gemeinsamen Wohnung ereignet hatte. Die Mutter sei bis Mitte der 90er Jahre Alkoholikerin gewesen und sei im Rausch aggressiv und handgreiflich geworden. Ihre wechselnden Lebensgefährten waren ebenfalls Alkoholiker, ihren Vater lernte die 26-Jährige nach eigener Aussage nie kennen. "Mein bisheriges Leben war eine völlige Katastrophe", sagte die Angeklagte, die als einstige "Einser"-Schülerin kurz vor dem Fachabitur die Schule abbrach.

"Keine Entschuldigung"

Für ihre "abscheuliche Tat" gebe es "keine Entschuldigung, sie werde dafür "lebenslang" die Schuld tragen, erklärte die Beschuldigte. Sie habe zu spät gemerkt, dass sie die Verantwortung für zwei Leben nicht allein tragen konnte und Hilfe von außen hätte holen müssen. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau vor, sie habe ihre pflegebedürftige Mutter "vorsätzlich" und "aus niedrigen Beweggründen" am 26. Juli 2005 in der gemeinsamen Wohnung getötet. Die Tochter habe ihr Opfer gewürgt und danach mit einer Plastiktüte über dem Kopf erstickt. Den Leichnam habe sie in Müllsäcke gepackt und über neun Monate im Kühlschrank der Wohnung versteckt. Die Polizei hatte die verweste Leiche am 25. April 2006 nach Hinweisen von Nachbarn gefunden.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, die Beschuldigte habe sich zu der Tat berechtigt gesehen, da sie sich nach dem Tod der Mutter ein aussichtsreicheres Leben versprach. Zudem habe sie über Monate hinweg Sozialleistungen der Mutter erschlichen. Die 26-Jährige bestritt, die Tat geplant zu haben. Sie habe die Mutter nicht mit Blick auf ein besseres eigenes Leben getötet, betonte die Angeklagte. Ihre Mutter habe nur noch vor sich hin gestarrt und "gar kein Leben mehr geführt", sie wäre "einfach nur eine Hülle gewesen".

Keine Hilfe von der Familie

Erst viele Stunden nach der Tat habe sie erkannt, was sie angerichtet habe, sagte die Angeklagte. Aus Angst sei sie nicht zur Polizei gegangen und habe die Wohnung nur noch in Notfällen verlassen. Aus der Familie - Halbgeschwister oder Onkel und Tanten - habe sich in der Zeit niemand gemeldet oder Hilfe angeboten. Mit den Sozialleistungen der Mutter habe sie sich nicht bereichert, sondern laufende Kosten beglichen und den "Schein der Normalität" wahren wollen.

Das Gefängnis sei nun ihre "ganz große Chance, wieder auf die Füße zu kommen", sagte die schmächtige Frau, die in Folge von Essstörungen auf zwischenzeitlich 33 Kilogramm abgemagert und schwer an Tuberkulose erkrankt war. Fast unhörbar flüsterte die Angeklagte im Gerichtssaal nach Schilderung des Tathergangs mit Blick auf ihre Mutter: "Sie fehlt mir einfach." (tso/dpa)

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