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Kristina H.

© ddp

Kriminalität: Prozess um Kofferleiche beginnt

Es war ein grausiger Fund: Die Leiche einer 14-jährigen Schülerin wurde in einem Koffer verbrannt. Fast 14 Monate danach beginnt nun der Prozess gegen einen 18-Jährigen. Dem Jugendlichen wird versuchter Mord durch Unterlassen vorgeworfen - er streitet jedoch alles ab.

Die Berliner Schülerin Kristina Hani wurde nur 14 Jahre alt. Ein heute 18-Jähriger soll dem Mädchen in einer Wohnung in Berlin eine Überdosis Heroin gegeben haben. Er habe keine Hilfe geholt, sondern soll die Leiche später mit einem Komplizen in einen Koffer gezwängt und in einem Park verbrannt haben. Mehr als ein Jahr nach dem schockierenden Tod der Gymnasiastin hat nun am Mittwoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor einem Berliner Jugendgericht der Prozess begonnen. Dabei hat der Angeklagte, der zum Tatzeitpunkt noch nicht volljährig war, die Schuld von sich gewiesen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem staatenlosen Palästinenser versuchten Mord durch Unterlassen vor. "Wenn diese Anklage stimmt, ist das ein nahezu einmaliger Vorgang", sagte der Anwalt von Kristinas Mutter: "Möglicherweise hat sich ein Jugendlicher neben eine Freundin gesetzt und gewartet, bis sie stirbt, damit er nicht als Dealer erwischt wird", sagte Roland Weber. Der Täter hätte zumindest einen Notruf alarmieren müssen. Der Anwalt des Angeklagten, Richard Radtke, erklärte, "sein Mandant bestreitet die Vorwürfe energisch".

Beweislage ist schwierig

Die verkohlte Leiche der Gymnasiastin wurde am 16. April 2007 in einem Koffer in einer Grünanlage von Jugendlichen gefunden. Die Beweislage ist schwierig. Es gibt keine Tatzeugen und keine DNA-Spuren von dem mutmaßlichen Täter. Die Anklage stützt sich auf Aussagen von früheren Mitgefangenen, gegenüber denen sich der 18-Jährige bezichtigt haben soll. Diese Aussagen seien aber sehr widersprüchlich, sagte der Verteidiger. Der Staatsanwalt vertraut dagegen auf Zeugen, die am Freitag vernommen werden sollen.

Angklage geht von Mordversuch aus

Es dauerte sieben Monate, bis die Spuren zu dem Tatverdächtigen führten. Zunächst waren die Ermittler davon ausgegangen, dass die hübsche Gymnasiastin mit den langen schwarzen Haaren bei lebendigem Leib verbrannte. Später wurde eine Überdosis Drogen als Todesursache ermittelt. Da die Schülerin nach Einnahme des Heroins nicht mehr hätte gerettet werden können, geht die Anklage von einem Mordversuch aus.

Kristinas Mutter hatte das Mädchen als vermisst gemeldet. Erst eine Woche nach ihrem Auffinden im Park konnte ihre Identität geklärt werden. Im Oktober des Vorjahres war der Angeklagte wegen Drogenhandels in der U-Bahn festgenommen worden. Vor zwei Monaten hatte ihn ein Berliner Amtsgericht deswegen zu einem Jahr Jugendstrafe verurteilt. (ck/dpa)

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