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Flugzeugabsturz in Brasilien

© dpa

Luftverkehr: Flugzeugabsturz in Brasilien

Bei einem Flugzeugunglück in Sao Paulo sind nach Schätzungen der Feuerwehr etwa 200 Menschen ums Leben gekommen. Ein Jet war bei der Landung über die Landebahn hinausgerutscht und in eine Tankstelle sowie ein Geschäftsgebäude gerast. Präsident Lula hat eine dreitätige Staatstrauer angeordnet.

Bei dem bisher wahrscheinlich schwersten Flugzeugunglück in Brasilien sind nach Schätzungen der Feuerwehr in São Paulo etwa 200 Menschen ums Leben gekommen. Ein Airbus A320 der brasilianischen Fluggesellschaft TAM war am Dienstagabend nach einem Inlandsflug bei der Landung auf dem Flughafen Congonhas mitten in der Millionenmetropole über die regennasse Landebahn hinausgeschossen, über eine Hauptstraße gerutscht und in eine Tankstelle und ein Geschäftsgebäude gerast. Die Maschine und mehrere Häuser gingen in Flammen auf. Die Rettungskräfte gehen nicht davon aus, dass es unter den 176 Menschen an Bord der Maschine Überlebende gibt. Auch in den Gebäuden seien Menschen umgekommen.

Feuerwehrleute konnten bislang 39 Leichen aus dem Wrack des Flugzeuges bergen, sagte ein Feuerwehrsprecher. Außerdem wurden bei dem Unglück offiziellen Angaben zufolge 16 Menschen am Boden getötet.

Die genaue Unglücksursache ist bisher nicht bekannt. Erst Ende Juni war die Modernisierung der Hauptlandebahn abgeschlossen worden. Experten hatten jedoch kritisiert, dass sie ohne sicherheitserhöhende Rillen in Betrieb genommen wurde. Die Rillen sollen die Gefahr von Aquaplaning verringern.

Panik unter den Anwohnern

"Da gibt es wohl rund 200 tote Menschen", meldete Feuerwehroberst Manuel da Silva Araújo vom Unfallort. Rund 400 Feuerwehrmänner sowie Dutzende Notärzte und Polizeibeamte waren im Einsatz. Die Flammen waren auch Stunden nach dem Unfall noch nicht völlig gelöscht. Das Feuer habe ein Gebäude der TAM-Frachtabteilung sowie weitere Geschäftsgebäude und angrenzende Häuser zerstört. Ein Gebäude sei eingestürzt. Mehrere Explosionen seien zu hören gewesen. Augenzeugen sprachen von Panik unter den Anwohnern.

Gerichtsurteil mit Folgen: Landeverbot für größere Maschinen aufgehoben

Der städtische Flughafen Congonhas wurde für unbestimmte Zeit geschlossen, so ein Regierungssprecher. Der Airport wurde in den 30er Jahren in einem damals menschenleeren Gebiet gebaut, steht heute aber im vornehmen Viertel Moema in unmittelbarer Nachbarschaft von Hochhäusern, Hotels und Einkaufszentren. Ein Richter hatte erst im Februar die Landung größerer Maschinen wegen der Beschaffenheit und der unzureichenden Länge der Bahn verboten. Das Urteil wurde später aber wieder aufgehoben.

Die Unglücksmaschine war aus der südbrasilianischen Provinzhauptstadt Porto Alegre gekommen. Sie kollidierte nach Medienberichten bei dem Unfall auch mit einigen Autos, als sie über die an den Flughafen grenzende Straße rutschte. Vermutlich habe der Pilot nach der gescheiterten Landung noch versucht, durchzustarten, meinten Experten. Nach Angaben der Fluggesellschaft befanden sich 155 Passagiere, 15 TAM-Mitarbeiter sowie sechs Besatzungsmitglieder an Bord.

Präsident Lula ordnet Staatstrauer an

Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete inzwischen eine dreitägige Staatstrauer an. Lula sei "tief betroffen" und verspreche eine gründliche Untersuchung, sagte ein Regierungssprecher. Der Staatschef rief einige seiner Minister noch in der Nacht zu einem Krisentreffen in Brasilia zusammen.

Erst im September 2006 war das Land vom bis dato schlimmsten Flugzeugunfall seiner Geschichte erschüttert worden. Eine Maschine der Airline Gol stieß über dem Amazonas-Urwald mit einer kleineren Privatmaschine zusammen. Alle 155 Insassen des Gol-Flugzeugs starben, die Privatmaschine konnte notlanden.

Seitdem haben die Fluglotsen des Landes mehrfach gestreikt. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und werfen der Regierung Tatenlosigkeit vor. Lula wies die Kritik zurück und erklärte, Brasilien habe eines der modernsten Luftkontrollsysteme der Welt. Die Opposition drohte wegen der Krise mehrfach mit einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.

Bereits am Montag hatte eine Maschine Probleme bei der Landung

Congonhas ist nach Guarulhos der zweitgrößte Flughafen São Paulos. Erst am Montag war eine andere Maschine bei der Landung in Congonhas von der Landbahn abgekommen. Die Maschine kam erst auf einer Rasenfläche unweit des Absperrzauns um den Flughafen zum Stehen. Am 31. Oktober 1996 war eine Fokker der TAM kurz nach dem Start in Congonhas abgestürzt. Alle 90 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder sowie drei Menschen am Boden waren ums Leben gekommen.

Die 1961 gegründete TAM ist auf Expansionskurs und mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent die größte Fluggesellschaft Brasiliens. Sie beschäftigt 10.500 Menschen und fliegt die Nachbarländer, die USA sowie Großbritannien, Frankreich und Italien an. (mit dpa/AFP)

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