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Panorama: „Manche suchen so nach Anerkennung“

Berlin - Minderjährige Mütter sind auch in Berlin keine Seltenheit. Allein im Jahr 2004 haben 410 minderjährige Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt ein Kind zur Welt gebracht.

Berlin - Minderjährige Mütter sind auch in Berlin keine Seltenheit. Allein im Jahr 2004 haben 410 minderjährige Kinder und Jugendliche in der Hauptstadt ein Kind zur Welt gebracht. Davon waren zehn 14 bis 15 Jahre alt und drei im Alter von 13 bis 14 Jahren. Dies ergab eine kleine Anfrage der Linkspartei an die Senatsverwaltung für Frauen.

Die Psychologin Griseldis Heß- Grützmacher von der Schwangerenberatung „Albatros - Lebensnetz“ nennt aus einer Studie des Gesundheitsamtes Berlin-Lichtenberg einige Punkte, die erklären, warum Teenager schwanger werden. Zum einen beginne die Pubertät und damit die sexuelle Reife früher bei den Mädchen als noch vor Jahren. Zwar seien die Jugendlichen heute aufgeklärt, „doch oftmals nur sehr oberflächlich“, sagt die Expertin. „Sie wissen von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln. Aber genauer nachgefragt, treten dann doch große Wissenslücken auf.“

Allerdings schätzten die Jugendlichen ihren Kenntnisstand über Sexualität und Schwangerschaft viel höher ein als er tatsächlich ist. Die Aufklärung in der Familie erfolge oftmals verspätet und sei mitunter „sehr mangelhaft“. Die Jugendlichen bezögen ihr Wissen aus den Medien. Auffällig ist für Heß-Grützmacher, dass Hauptschülerinnen viel früher sexuelle Erfahrungen machen als Gymnasiastinnen oder Realschülerinnen. „Gerade unter den Hauptschülern herrscht ein ungeheurer Druck, was das erste Mal angeht“, berichtet die Wissenschaftlerin.

Die Erfahrungen zeigten, dass Mädchen mit geringem Bildungsstand und schlechten Berufsperspektiven viel eher bereit sind, ein Kind auf die Welt zu bringen und groß zu ziehen als viele Gleichaltrige. „In der Beratung treffen wir auch auf Teenager, die es darauf angelegt haben, schwanger zu werden“, sagt Heß- Grützmacher. Diese Mädchen erhofften sich durch ein Kind eine „Aufwertung ihrer Persönlichkeit“. Wenn sie schon anderweitig keine Anerkennung fänden, „dann eben in der Rolle der Mutter“, sagt die Expertin. tabu

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