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Panorama: Matthies meint: Einfach hirntot

Dies ist die Zeit, da die schönsten Illusionen zerbröseln, als hätte es sie nie gegeben. Die Jugend beispielsweise, dachten wir, stehe immer mopsfidel auf dem Kickboard, angefeuert von den Rhythmen kreativer Musiker, eingekleidet von den modischsten Modeunternehmen - jeder einzelne vielleicht gerade nicht ansprechbar, aber doch pfeilschnell auf dem Weg zum Ruhm.

Dies ist die Zeit, da die schönsten Illusionen zerbröseln, als hätte es sie nie gegeben. Die Jugend beispielsweise, dachten wir, stehe immer mopsfidel auf dem Kickboard, angefeuert von den Rhythmen kreativer Musiker, eingekleidet von den modischsten Modeunternehmen - jeder einzelne vielleicht gerade nicht ansprechbar, aber doch pfeilschnell auf dem Weg zum Ruhm. Dann kommt eine der berühmtesten Ex-Jugendlichen, Madonna, und bekennt, sie sei den größten Teil ihrer Jugend "einfach hirntot" gewesen. Uff, sagen wir da, könnte die vermeintliche kreative Trance am Ende doch eher was Pathologisches gewesen sein? Wie hat sich Madonna befreit? Und könnte das Altern bei der Genesung helfen? Denn das Leben, besagt eine andere volkstümliche Illusion, wird mit den Jahren immer schöner. Der Stress weicht, wunderschöne Seniorenresidenzen warten auf fidele Pensionäre, und die Enkelchen stehen bereit, immer wieder die Geschichte von Werthers Echten zu hören. Alles Unfug, sagt eine, die sich auskennt: Hildegard Knef, knapp 75. Auf die Interview-Frage, was denn alles schön sei am Alter, holte sie tief Luft und teilte dann mit, darüber müsse sie länger nachdenken. Alle wollten sehr alt werden, würden dann aber mit dem Alter überhaupt nicht fertig. Ja, wie denn nun? Es scheint, als schrumpfe die Zeit zwischen jugendlichem Hirntod und den Beschwerden des Alters auf eine extrem schmale Zeitspanne. Wir könnten sie erleben! Aber nur, wenn wir nicht gerade in diesem Moment ein Madonna-Video sehen.

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