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Panorama: Mein Garten Eden: Aufgewühlt

Auf meiner Wiese lag Schnee. Ein schöner, weißer Teppich.

Auf meiner Wiese lag Schnee. Ein schöner, weißer Teppich. Zwei Tage lang. Dann war eines Morgens ein schwarzer, runder Erdhaufen auf dem Schnee. Am nächsten Morgen ein zweiter. Nummer drei und vier folgten - lockere Halbkugeln, ohne Spuren drumherum, so ähnlich wie die Kornkreise, die auf englischen Äckern Rätsel aufgeben. In diesem Fall war es kein Rätsel, sondern, ohne Zweifel, des Maulwurfs Werk.

Der Kenner weiß beim genauen Hinsehen sofort, dass es sich um keine Wühlmaus handelt. "Wühlmäuse", steht im Lesebuch für Gartenfreunde vom Peter Omm, "schieben die Erde schräg aus den Gängen heraus, während der Maulwurf die Erde senkrecht nach oben drückt, so dass regelmäßig geformte, hohe und runde Erdhaufen entstehen." Außerdem schlafen Wühlmäuse im Winter. Maulwürfe - laut Brehm - nicht.

Eigentlich finde ich Maulwürfe süß. Ich habe einmal einen gesehen, von Angesicht zu Angesicht. Das war auf einer Wiese am Plattensee, ich saß auf meinem Handtuch, auf einmal bewegte sich neben mir die Erde. Ein Turm aus kleinen Erdklumpen formte sich, und plötzlich erschien eine kleine spitze Nase, ein schwarzes Gesicht. Die Nase schnupperte, roch meine Sonnencreme und zog sich blitzschnell zurück. Das war bisher meine einzige Begegnung mit einem Maulwurf. In der Falle habe ich noch keinen gefangen, ich stelle auch keine Fallen auf.

Der Maulwurf (Talpa europaea) wird 15 Zentimeter lang. "Der walzenförmige Leib", schreibt Brehm, "ruht auf vier Beinen, die Augen haben etwa die Größe eines Mohnkorns, die Ohren haben keine Ohrmuscheln, sondern sind von einer Hautfalte und einem Haarbüschelchen verdeckt." Ein stromlinienförmiger Gräber, der unermüdlich waagerechte Gänge gräbt und sich eine unterirdische Wohnung ausbaut, welche aus einer geräumigen Kammer mit Zugang zu mehreren Fluchtgängen besteht. Die Kammer ist weich ausgepolstert, Wände und Boden werden sorgfältig glatt gestampft.

Sommer wie Winter ist der Maulwurf in ewiger Bewegung. Denn: "Der Hunger dieses Tiers ist unstillbar" (Brehm). Er frisst Regenwürmer, Kerbtiere, Insektenlarven, Engerlinge. Die Würmer hortet er in Vorratslagern. Sonst fügt er dem Garten eigentlich keinen Schaden zu - wenn man von den Erdhügeln absieht, mit denen er den Rasen verschandelt.

Man kann Giftpatronen in die Gänge schieben. Manchmal leiten rohe Menschen auch Autoabgase mit Hilfe eines Schlauchs hinein. Es gibt ein paar Geheimtipps: Katzen- oder Hundehaare in die Löcher stecken, Wasser hineingießen, sie mit Glasscherben verschließen. Die Erfolgsquoten, berichten Gartenfachorgane, sind äußerst gering. Der Maulwurf ist zäh. Jemand hat mir kürzlich geraten, Nüsse in Seifenlage zu kochen und damit die Zugangslöcher aufzugießen. Vielleicht probiere ich das mal aus. Vielleicht aber verteile ich wie bisher die Maulwurferde und bete, dass mein kleiner Freund mal ein bisschen im Nachbargarten arbeitet.

Ursula Friedrich

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