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Panorama: Mensch Affe

Die spanische Regierung will Primaten Grundrechte zugestehen. Die Idee ist umstritten

Madrid - Sollen Menschenaffen so etwas wie „Menschenrechte“ erhalten? Über diese Frage wird in Spanien heftig debattiert, seit die Regierungspartei der Sozialisten im Madrider Parlament eine entsprechende Initiative gestartet hat. Der Vorschlag sieht vor, dass die Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Zwergschimpansen auf Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Menschen bestimmte Grundrechte erhalten.

Ihnen sollen drei Rechte zugesprochen werden: Erstens das Recht auf Leben, das besagt, dass die Primaten – außer zur Selbstverteidigung – nicht getötet werden dürfen und dass ihre Lebensräume geschützt werden müssen. Das zweite Recht ist das auf Freiheit. Danach dürften Menschenaffen weder in Zoos gefangen gehalten noch in Zirkusarenen vorgeführt werden. Drittens soll für die Tiere das Recht auf körperliche Unversehrtheit gelten. Danach müssten Menschenaffen vor „Folter“ geschützt werden und dürften nicht mehr in Labors zu Forschungszwecken benutzt werden.

Die Sozialisten von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero machten sich mit dem Vorstoß die Forderungen des internationalen „Projekts Menschenaffen“ zu eigen, das vor acht Jahren gestartet wurde und von Wissenschaftlern an 70 Universitäten unterstützt wird. „Wenn Spanien die Vorschläge annimmt, wäre es nach Neuseeland weltweit das zweite Land, das unseren Empfehlungen folgt“, sagt Pedro Pozas, der Generalsekretär des Projekts in Spanien.

Das Vorhaben löste in Spanien erheblichen Wirbel aus: „Zu viel Fortschrittlichkeit führt zur Lächerlichkeit. Die Regierung will den Affen Rechte einräumen, die sie ungeborenen Kindern versagt“, meinte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, unter Hinweis auf erlaubte Abtreibungen.

Die Chefin der spanischen Sektion von Amnesty International, Delia Padrón, beklagte: „Es ist erstaunlich, dass den Affen Menschenrechte zugesprochen werden sollen, obwohl noch nicht einmal alle Menschen diese Rechte besitzen.“

Die spanische Umweltministerin Cristina Narbona, die die Initiative unterstützt, stellte klar: „Es geht um gewisse Grundrechte – und nicht darum, den Affen die Menschenrechte zuzuerkennen.“

Die Zeitung „El Mundo“ wandte dennoch ein: „Wir sollten uns in Spanien beim Tierschutz um näher liegende Probleme kümmern wie zum Beispiel um die Frage des Stierkampfs.“ In der Konkurrenzzeitung „El.País“ witzelte der Kolumnist Andreu Buenafuente: „Als Nächstes sollen die Menschenaffen noch Rentenansprüche und das Recht auf Bäume mit 30 Quadratmetern Wohnfläche erhalten.“

Dagegen ist dem Abgeordneten Francisco Garrido, der das Vorhaben im Parlament vorgelegt hat, nicht nach Witzen zumute. Für ihn sind die Tiere „genetische Gefährten der Menschheit“. „Die Menschenaffen besitzen eine Selbstkontrolle und einen Sinn für die Vergangenheit und die Zukunft“, betonte der Parlamentarier. „Sie trauern über den Tod von Angehörigen, sie teilen sich die Nahrung, sie gehen feste Beziehungen ein und erlernen die Benutzung von Werkzeugen. Sie sind keine Menschen, aber sie gehören zu unserer Familie.“ Der Philosoph Jesús Mosterín ergänzte: „Wir Menschen sind nicht die Kinder der Götter, sondern die Cousins der Schimpansen.“

www.greatapeproject.org

Hubert Kahl[dpa]

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