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Hasso Plattner ist sauer: „Nein, ich bin dem Verein nicht beigetreten.“

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Update Exklusiv

Milliardenspende von SAP-Gründer dementiert: Plattner fühlt sich von Bill Gates ausgenutzt

Der deutsche Milliardär und Mäzen Hasso Plattner hat im Gespräch mit dem Tagesspiegel die Meldung dementiert, er sei dem Spenderclub „The Giving Pledge“ beigetreten. Dafür müsste er die Hälfte seines Vermögens spenden.

Wie dementiert man, dass man der totale Altruist ist, ohne geizig auszusehen, obwohl man schon mehr als eine Milliarde Euro gespendet hat für Bildungsprojekte und Universitäten in Amerika, Deutschland und Südafrika, für HIV-Aufklärung und Aids-Bekämpfung, für Kunst und anderes Mäzenatentum? Wie sagt man, dass man nicht im selben Klub ist wie US-Wirtschaftslegenden wie Warren Buffett und Bill Gates, ohne sich und seine Leistung kleinzumachen?

Hasso Plattner weiß es nicht an diesem Mittwochnachmittag in seiner Potsdamer Villa. Er ist erst einmal nur wütend. Und dementiert: „Nein, ich bin dem Verein nicht beigetreten.“ Der Verein – das ist „The Giving Pledge“ (Das Spendenversprechen), gegründet vor drei Jahren von Buffet und Gates, die seitdem mehr als 100 Milliardäre überredet haben, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Fast alle kommen aus den USA. Noch im Januar hatte Gates gesagt, er hoffe auch auf deutsche Beteiligung. Und immer wieder trat er an Plattner heran – man kennt sich seit Jahren und konkurriert als Sammler der Klassischen Moderne auf dem Kunstmarkt.

Gates schätzt Plattners Kunstsammlung und hätte ihn gern als Zugpferd für den Klub der wohltätigen Superspender. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt das Vermögen des Software-Unternehmers auf 7,2 Milliarden Dollar (5,4 Milliarden Euro). Auf Nummer 2 und 3 der legendären „Forbes“-Liste stehen seit Jahren Buffett und Gates. Doch Plattner will sich nicht einbinden lassen, will frei bleiben in der Entscheidung, wie er sein Vermögen einsetzt. Und vor allem will er eines: die Kontrolle über die von ihm gegründete Softwarefirma SAP nicht hergeben. Würde er die Hälfte seines Vermögens spenden, dann müsste er Firmenanteile verkaufen – Kontrolle abgeben, Tür und Tor für den Einstieg von unkontrollierbaren Investoren öffnen. „Was soll ich denn SAP-Aktien verkaufen? Was soll ich davon kaufen – schlechtere Firmen?“

SAP aus Walldorf in Baden-Württemberg ist ein führender Hersteller von Unternehmenssoftware mit einem Jahresumsatz von 16,22 Milliarden Euro. Zu den mehr als 232 000 Kunden weltweit gehören Unternehmen aus praktisch allen Branchen. Der Konzern hat gut 65 000 Mitarbeiter.

In der am Dienstag veröffentlichten Erklärung hieß es, er habe das Privileg gehabt, praktisch kostenlos an der Karlsruher Universität als einer der besten Technischen Hochschulen Deutschlands zu studieren. „Ohne Frage wurde das die Grundlage meines persönlichen Erfolgs.“ Er fühle sich zwar seinem Software-Unternehmen verpflichtet. „Aber ich möchte auch der Gesellschaft etwas zurückgeben, die meine Ausbildung möglich gemacht hat. Die Stiftung ist eine Möglichkeit, beides zu tun.“

Es gehe Plattner nicht darum, eine oder sechs Milliarden Euro zu besitzen – das sei ihm nicht wichtig. SAP sei wichtig. Er habe ja noch Zeit. Buffet ist schon über 80 Jahre alt. Plattner verspürt keine Eile, er ist 69 und quietschfidel. Was nach seinem Tode passiere, stehe auf einem anderen Blatt – und gehe niemanden etwas an. Und so sagt er am Mittwoch, als die ganze Welt noch meldet, er sei nun einer der Superspender, Sätze wie: „Ich fühle mich von Bill Gates hintergangen und ausgenutzt.“ Dann verschickt SAP eine Erklärung: Plattner freue sich, Mitglied bei „The Giving Pledge“ zu sein – seine Stiftung werde das gesamte Kapital im Sinne des Vereins einsetzen. Plattner darauf: „Sollen doch alle schreiben, dass ich Mitglied bei dem Verein bin, meinetwegen. Aber ich weiß, dass ich die Bedingungen dafür nicht erfülle – egal, was Bill Gates sagt: In meiner Stiftung ist weniger als 20 Prozent meines Vermögens.“ Fest steht: „Den Rest muss Gates erklären.“ Wumms.

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