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Panorama: Mysteriöser Entführungsfall: Kidnapping in Leipzig stellt Fahnder vor Rätsel

Ein mysteriöser Entführungsfall beschäftigt seit dem Wochenende die Leipziger Polizei. Die Staatsanwaltschaft spricht von erpresserischem Menschenraub, hat aber gleichzeitig eine Informationssperre verhängt.

Ein mysteriöser Entführungsfall beschäftigt seit dem Wochenende die Leipziger Polizei. Die Staatsanwaltschaft spricht von erpresserischem Menschenraub, hat aber gleichzeitig eine Informationssperre verhängt. Wie zu erfahren war, hatten Unbekannte eine 44-jährige Frau, die aus dem GUS-Raum stammt und in Leipzig ein Bordell besitzt, am Sonnabend gekidnappt und ein Lösegeld gefordert. Die 22-jährige Tochter der Entführten wandte sich daraufhin am Sonntag an die Polizei, die sofort Ermittlungen aufnahm. Gegen 18 Uhr fand am Sonntag auch eine Übergabe des Geldes durch die Tochter statt. Unbestätigten Angaben zufolge hatten die Entführer eine Summe von 50 000 Mark gefordert, das Mädchen soll auch 40 000 am vereinbarten Ort im Leipziger Stadtgebiet hinterlegt haben. Drei Männer, die ebenfalls aus dem GUS-Raum stammen, und die die Polizei vor der Übergabe bereits observiert hatte, konnten später auch als Tatverdächtige festgenommen werden.

Das 44-jährige Opfer ist mittlerweile wieder frei, musste sich aber zunächst wegen erlittener Verletzungen während des Kidnappings ambulant behandeln lassen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in einer gemeinsamen Erklärung mit. Anschließend verhängten die Ermittlungsbehörden jedoch eine ungewöhnlich strenge Informationssperre zu dem Fall. Offensichtlich ist er noch nicht abgeschlossen. Bei der Vernehmung der drei Festgenommenen scheint sich der Verdacht zu erhärten, dass sie nicht die Haupttäter sind. Ein Haftbefehl gegen sie wurde gar nicht erst beantragt.

Nicht nur der Kopf des Unternehmens konnte vermutlich noch nicht gefasst werden, auch vom Lösegeld fehlt noch jede Spur. Stutzig macht die Fahnder auch die angegebene Lösegeldforderung von nur 50 000 Mark. Dies sei für einen Kidnapping-Fall eine geringe Summe. Offenbar habe sich die Frau geweigert, Schutzgelder an die russische Mafia zu zahlen, heißt es. Die Spur führe nach St. Petersburg.

Stutzig macht auch die Rolle des Dresdner Privatradiosenders "Hit-Radio Antenne Sachsen". Der Sender war eher als die Polizei über das Kidnapping informiert worden. Bereits in einem anderen Kidnappingfall liefen vor einem Jahr die Kontakte zu den Eltern eines entführten Kindes mittels fingierter Verkehrsmeldungen über diese Station. Auch ließen sich für Gerüchte, dass bei der Entführung Querverbindungen zum Grand-Prix-Turnier im Damentennis bestehen könnten, das ebenfalls am Sonntag in Leipzig zu Ende ging, bisher keinerlei Anhaltspunkte finden. An dem Wettbewerb hatten auch mehrere russische Spielerinnen teilgenommen, darunter Anna Kurnikova und die im Finale unterlegene Elena Lichowtsewa.

Harald Lachmann

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