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Auch am Montag demonstrierten Frauen im Bundesstaat Uttar Pradesh.

© REUTERS

Nach Gruppenvergewaltigung: Indiens Polizei geht gegen demonstrierende Frauen vor

Die Polizei in Indien ist gegen demonstrierende Frauen vorgegangen, die gegen das Verhalten der Behörden nach der letzten Gruppenvergewaltigung protestierten. Hintergrund der Vergewaltigungen in Indien ist ein brutaler Kastenkrieg.

Die indische Polizei ist am Montag mit Tränengas gegen demonstrierende Frauen vorgegangen, die nach der Gruppenvergewaltigung im Bundesstaat Uttar Pradesh vor dem Sitz der Regionalregierung protestierten. Unter den Frauen waren auch einige Männer. Zwei von ihnen kündigten im Fernsehsender NDTV an, vor dem Regierungssitz auszuharren. „Wir werden nicht schlafen, wir werden bleiben, das muss aufhören“, sagte einer der Männer. Die beiden Opfer, zwei Cousinen, waren 14 und 15 Jahre alt. Eine Gruppe höherkastiger Männer hatte die Mädchen vor einer Woche überfallen, als sie sich auf die Felder schlichen, um ihre Notdurft zu verrichten, weil sie wie Millionen anderer Inder keine Toilette haben. Die Männer vergewaltigten die Mädchen und erhängten sie an einem Mango-Baum. „Da haben sie noch gelebt“, sagte der Polizeichef.

Die Polizei weigerte sich zunächst zu ermitteln

Doch die lokale Polizei versuchte, das Verbrechen zu vertuschen und die Täter zu decken. Erst als die Dorfbewohner sich weigerten, die Leichen vom Baum zu nehmen, und Fotos der toten Mädchen durch Indiens Presse gingen, begannen Ermittlungen. Inzwischen wurden drei Verdächtige sowie zwei Polizisten festgenommen. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf Indiens brutalen Kastenkrieg. Bis heute werden Vergewaltigungen systematisch als Terrormittel benutzt, um Dalits, also Unberührbare, gefügig zu halten. Die beiden Teenager waren laut Medien Dalits, Unberührbare, die bis heute ganz unten in der Hierarchie stehen. Knapp 200 Millionen der 1,2 Milliarden Inder gelten als Dalits. Obwohl sie offiziell rechtlich gleichgestellt sind, werden sie in weiten Teilen Indiens bis heute brutal unterdrückt und wie Vieh behandelt. Die meisten leben in bitterer Armut. In vielen Regionen Indiens ist es noch immer üblich, dass höhere Kasten Dalits befehlen, wen sie zu wählen haben.

Vergewaltigung als Waffe im Kastenkrieg

Dabei werden Vergewaltigungen systematisch als Waffe benutzt, um Dalits zu terrorisieren, einzuschüchtern und gefügig zu halten. „Mitglieder höherer Kasten benutzen sexuelle Gewalt gegen Dalit-Frauen als politisches Instrument zur Bestrafung, Demütigung und zum Machterhalt“, schreibt Amnesty International.

Der Doppelmord spielte sich im Distrikt Badaun in Uttar Pradesh, kurz UP genannt, ab, einem der berüchtigtsten Bundesstaates Indiens. Weite Teile sind gesetzlose Regionen, in denen das Recht des Stärkeren gilt. Wer sich gegen die höheren Kasten auflehnt, wird brutal malträtiert. Die Polizei macht oft gemeinsame Sache mit den Mächtigen.

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