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Harry und Meghan verlassen den Women of Vision Awards am Ziegfeld Theater in New York.

© action press/KEVY, JWNY

Update

Übertreiben Harry und Meghan?: Was Polizei und ein Taxifahrer über die „katastrophale Verfolgungsjagd“ in New York sagen

Ein Sprecher des britischen Prinzen erklärte, dass „hochgradig aggressive“ Paparazzi das Paar verfolgt hätten. Doch Aussagen am Tag darauf legen einen weniger dramatischen Ablauf nahe.

| Update:

Der britische Prinz Harry, seine Ehefrau Meghan und deren Mutter sollen in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) in eine Verfolgungsjagd mit Paparazzi verwickelt worden sein, die „beinahe katastrophal“ geendet sei. Das berichtete eine Sprecherin des Prinzen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Er beschrieb das Verhalten der Paparazzi als „hochgradig aggressiv“.

Der Vorfall eignete sich demnach nach einer Preisverleihung für die „Women of Vision“-Awards einer Stiftung in New York, bei der Herzogin Meghan ausgezeichnet worden war. Bilder, die in den sozialen Medien und den Fotoagenturen veröffentlicht wurden, zeigen Harry, Meghan und ihre Mutter Doria Ragland (66) in einem Taxi.

„Die unerbittliche Jagd, die mehr als zwei Stunden andauerte, resultierte darin, dass es mehrfach fast zu Kollisionen mit anderen Autos, Fußgänger und sogar Polizeibeamten auf der Straße gekommen wäre“, erklärte Harrys Sprecherin. New Yorks Bürgermeister Eric Adams verurteilte den Vorfall als „rücksichtslos und unverantwortlich“.

Szenen wie aus einem Actionfilm?

Nach der Nachrichtenagentur dpa aus dem Umfeld des Paares sollen sich Szenen abgespielt haben wie in einem Actionfilm, die hätten „tödlich“ enden können. Sechs Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben rasten demnach rücksichtslos um den Konvoi der Prominenten herum. Autos bretterten über den Bürgersteig und schossen über rote Ampeln, fuhren rückwärts in einer Einbahnstraße und blockierten einen fahrenden Wagen. Die Fahrer hätten am Steuer fotografiert und telefoniert. Obwohl mehrfach von uniformierten Polizeibeamten konfrontiert, seien sie davongerast, um die Verfolgung fortzusetzen.

Prinz Harry und seine Frau Herzogin Meghan kommen in New York am Veranstaltungsort der Women Awards an.

© dpa/Andrew

Es gebe Aufnahmen von Sicherheitsleuten, die das Geschehen dokumentierten. Pläne, entsprechende Filmaufnahmen öffentlich zu machen, gebe es unmittelbar jedoch nicht, sagte eine Sprecherin des Paares auf dpa-Anfrage. Tatsächlich ist auf Fotos zu sehen, wie jemand in einer schwarzen Limousine, in der Harry und Meghan sitzen, in Richtung der Fotografen filmt. Auch Harry filmte die Paparazzi später aus einem Taxi, wie auf Fotos zu sehen ist.

„Auch wenn Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf ein gewisses Interesse seitens der Öffentlichkeit treffen, sollte dies niemals auf Kosten der Sicherheit von irgendjemandem gehen“, sagte die Sprecherin von Harry weiter. „Die Verbreitung dieser Bilder fördert angesichts der Art und Weise, wie sie erlangt wurden, eine äußerst aufdringliche Praxis, die für alle Beteiligten gefährlich ist.“

Der Vorfall erinnert an das Schicksal von Prinzessin Diana

Der Tunnel an der Pont de l’Alma in Paris, wo Diana am 31. August 1997 tödlich verunglückte. Harry macht Paparazzi für den Tod verantwortlich.

© AFP/THOMAS COEX

„Es ist klar, dass die Presse, die Paparazzi, die richtigen Fotos bekommen wollen“, sagte New Yorks Bürgermeister Adams am Mittwochmittag (Ortszeit) auf eine entsprechende Frage bei einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema. „Aber die öffentliche Sicherheit muss immer vorgehen.“ Ihm sei gesagt worden, dass zwei Polizeibeamte verletzt werden hätten können. Dass der Vorfall zwei Stunden gedauert haben solle, finde er allerdings „schwer zu glauben“. Angesichts der Massen von Fahrzeugen und Menschen auf den Straßen New Yorks könne aber auch schon eine minutenlange Verfolgungsjagd „extrem gefährlich“ sein.

Die New Yorker Polizei erklärte eher nüchtern, „zahlreiche Fotografen“ hätten die Fahrt des Promi-Paars durch New York zu einer „Herausforderung“ gemacht. „Der Herzog und die Herzogin von Sussex sind an ihrem Ziel angekommen und es wurden diesbezüglich keine Kollisionen, Mahnverfahren, Verletzungen oder Festnahmen gemeldet“, sagte Polizeisprecher Julian Phillips der Nachrichtenagentur AFP. 

Ein Taxifahrer, der das Paar am Dienstagabend nach 23 Uhr in New York fuhr, bestätigt gegenüber der „Washington Post“, dass zwei Wagen ihnen gefolgt seien. Aus den Wagen heraus sei fotografiert und gefilmt worden, als sein Taxi gestoppt habe. Der Bodyguard von Harry und Meghan sei besorgt gewesen und habe dem Taxifahrer gesagt, dass er sie zum Ausgangspunkt der Fahrt zurückbringen solle. Die Fahrt dauerte seiner Darstellung nach nur rund 10 Minuten, gegenüber der „Bild“-Zeitung sprach er von 20 Minuten.

„Ich glaube nicht, dass ich es eine Verfolgungsjagd nennen würde“, sagte Singh. „Ich hatte nie das Gefühl, dass ich in Gefahr war. Es war nicht wie bei einer Verfolgungsjagd in einem Film. Sie waren ruhig und schienen Angst zu haben, aber das ist New York - das ist sicher.“

Harry macht die Presse für das schlechte Verhältnis zur Royal Family verantwortlich

Laut „Bild“-Informationen sollen Harry und Meghan ein eigenes Filmteam bei sich gehabt haben. Die Fotoagentur, die Bilder der Paparazzi veröffentlichte, wies darauf hin, dass es nach Angaben der anwesenden Fotografen bei diesem Vorfall keine Beinahe-Zusammenstöße gab.“

Meghan und Harry nach einem Gottesdienst in der St. Paul’s Cathedral (Archivbild).

© dpa/Matt Dunham

Der Vorfall ist auch deshalb bemerkenswert, da Harry wiederholt über das Schicksal seiner Mutter, Prinzessin Diana, gesprochen hat, für deren Unfalltod er Paparazzi verantwortlich macht. Harrys Mutter Diana war im August 1997 bei einem Verkehrsunfall in Paris gestorben, als sie von Paparazzi verfolgt wurde.

Als knapp 13-Jähriger folgte Harry neben seinem Vater Charles - dem heutigen König - und dem älteren Bruder William Dianas Sarg zu Fuß durch London. Die Bilder gingen um die Welt. In seiner Biografie „Reserve“ schilderte der Prinz, wie er versuchte, den Unfall zu verarbeiten: Er habe sich bei einem Besuch in Paris von einem Taxi durch den Tunnel fahren lassen, in dem seine Mutter verunglückte - und zwar im genau gleichen Tempo wie ihr Wagen damals.

Auch für das schlechte Verhältnis zur Royal Family um König Charles und Thronfolger William macht Harry die Presse verantwortlich. Derzeit laufen in London mehrere Klagen von Harry gegen Verlage, denen er vorwirft, unrechtmäßig Informationen über ihn erlangt zu haben. Zudem klagt der Prinz gegen die Entscheidung der britischen Regierung, ihm selbst dann keinen Polizeischutz zu gewähren, wenn er selbst dafür aufkommt.

Harry und Meghan hatten das britische Königshaus 2020 offiziell verlassen und werden seitdem von der britischen Presse verfolgt. Das Paar wohnt im US-Bundesstaat Kalifornien. Ihre Erfahrungen schilderten sie unter anderem in der Netflix-Serie „Harry und Meghan“. (Tsp, dpa)

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