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Nachbeben in Japan: Atomanlage undicht, drei Menschen sterben

Knapp vier Wochen nach dem schweren Erdbeben in Japan ist das Katastrophengebiet am Donnerstag erneut von heftigen Erdstößen erschüttert worden. In der Folge ist im Atomkraftwerk Onagawa nach Angaben des Betreibers Wasser ausgelaufen.

Die radioaktive Strahlung außerhalb des Werkes habe sich aber nicht geändert, teilte Tohoku Electric Power am Freitag mit. Das Wasser sei in den Reaktoren I und II aus Becken mit abgebrannten Brennelementen ausgetreten sowie in anderen Teilen des Werkes. Knapp vier Wochen nach dem schweren Erdbeben in Japan war das Katastrophengebiet am Donnerstag erneut von heftigen Erdstößen erschüttert worden. Das Beben hatte Behörden-Angaben zufolge eine Stärke von 7,4. Die Zahl der Todesopfer hat sich bis Freitagvormittag (Ortszeit) den örtlichen Behörden zufolge auf drei erhöht. Mindestens 140 Menschen wurden bei dem Beben der Stärke 7,4 kurz vor Mitternacht (Ortszeit) verletzt, berichtete der Sender NHK.

Der Erdstoß löste zahlreiche Brände aus und verursachte in der Stadt Sendai mehrere Lecks im Gasversorgungsnetz. Bahnverbindungen wurden unterbrochen, vereinzelt fielen Telefonnetze aus. In der Präfektur Miyagi blieben über 8000 Häuser ohne Wasser und Gas, während in bis zu drei Millionen Haushalte in den Präfekturen Aomori und Akita der Strom ausfiel, da mehrere Thermalkraftwerke abgeschaltet wurden.

Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS in einer Tiefe von etwa 40 Kilometern in der Präfektur Miyagi, 66 Kilometer östlich von Sendai, das bereits bei der Katastrophe am 11. März verwüstet worden war. Die Hauptstadt Tokio ist rund 330 Kilometer entfernt. Eine Tsunami-Warnung wurde schon eine Stunde nach dem Beben aufgehoben.

Es seien viele Notrufe wegen verletzter Menschen, Brände und Gaslecks eingegangen, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Polizei und Feuerwehr. In der Präfektur Miyagi sperrte die Polizei die Autobahnen. In mehreren Regionen wie Fukushima, Yamagata, Aomori, Iwate and Akita fiel der Strom aus. Hochgeschwindigkeitszüge wurden teilweise angehalten.

Aus der Atomruine Fukushima Eins und dem Kraftwerk Fukushima Zwei, die rund 120 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt liegen, meldete der Betreiber Tepco keine neuen abweichenden Kontrollwerte. In dem schwerbeschädigten AKW Fukushima Eins kämpfen die Arbeiter seit der Katastrophe am 11. März mit verschiedensten Mitteln verzweifelt gegen einen drohenden Super-GAU. Die Kühlung der Reaktoren mit Wasser funktioniere auch nach dem Beben weiter, berichte Kyodo. Die Techniker seien in Sicherheit gebracht worden, verletzt wurde niemand. Die Arbeiter sollten die Anlage nach Aufhebung der Tsunami-Warnung kontrollieren.

Auch die erst am Donnerstag gestartet Aktion, Stickstoff in das Reaktorgehäuse am Block 1 einzuleiten, wurde nach Angaben von Tepco fortgesetzt. Das Gas soll das brisante Luftgemisch im Innern verdünnen und so verhindern, dass es zu neuen Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt. Kyodo meldete, der Energiekonzern wolle über sechs Tage fast 6000 Kubikmeter Stickstoff zuführen. Die Reaktorblöcke 2 und 3 könnten folgen.

Im Kernkraftwerk Onagawa berichtete der Betreiber nach Angaben des Fernsehsenders NHK über Probleme mit der äußeren Stromversorgung. Die Versorgung der Anlage sei aber sichergestellt. Das AKW war bei dem Beben vor vier Wochen automatisch heruntergefahren worden und liegt seitdem still.

Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori und in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho wurde die externe Stromversorgung unterbrochen, berichtete Kyodo. Die Notversorgung funktioniere aber an beiden Orten.

Der Nordosten Japans ist von dem Beben der Stärke 9,0 und dem Tsunami am 11. März bereits schwer getroffen. Der Katastrophe fielen letzten Schätzungen zufolge 27.600 Menschen zum Opfer. 12.600 Tote sind bisher offiziell bestätigt.

In der gesperrten Zone um das havarierte Atomkraftwerk Fukushima Eins hatte am Donnerstag eine neue Suche nach Tsunami-Toten begonnen. 300 Polizisten durchkämmten die Stadt Minamisoma, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. An diesem Freitag will das japanische Kaiserpaar ein Lager besuchen, in das sich wegen des drohenden Super-GAUs 1200 Menschen geflüchtet haben. (dpa/Reuters)

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