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Bei einem Monoblock-Klimagerät wird die warme Abluft mit einem Schlauch über das Fenster nach draußen geleitet.

© TÜV Rheinland/dpa

Nächste Hitzewelle steht bevor: Die Klimageräte-Branche boomt

Am Donnerstag werden 38 Grad erwartet. Häuser und Büroräume sind bisher nicht darauf eingestellt. Doch nun schaffen immer mehr Verbraucher Klimageräte an.

Mit Temperaturen von über 38 Grad meldet sich der Hochsommer in Deutschland zurück. „Der Donnerstag könnte nach jetzigem Stand den Höhepunkt der Hitzewelle markieren“, erklärte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach am Sonntag. Kühle Luft aus Klimaanlagen tut an heißen Tagen gut, doch bisher sind sie hierzulande noch wenig verbreitet. Öffentliche Einrichtungen oder Bürogebäude sind selten temperiert.

Die deutsche Infrastruktur ist noch nicht für heiße Temperaturen ausgelegt, sagt Klimaforscherin Friederike Otto: „Es kommt dann zu Zugausfällen, zudem steigt der Stromverbrauch massiv an. Wir müssen uns unbedingt überlegen, wie wir die Infrastruktur bauen sollten, um auch mit hohen Temperaturen zurecht zu kommen.“

Dem Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI zufolge sind nur vier Prozent der deutschen Haushalte mit eingebauten Klimageräten ausgestattet. Ventilatoren gibt es als günstigere Alternative deutlich häufiger. Das Rekordwetter im Juni hat den Verkauf der Windmacher angekurbelt. Einzelne Modelle waren zeitweise vergriffen. „Mit jeder Hitzewelle entscheiden sich mehr Menschen zum Kauf einer Klimaanlage“, sagt Tanja Kenkmann vom Öko-Institut in Freiburg. Bis zum Jahr 2030 könnten 13 Prozent der Haushalte ein eingebautes Klimagerät haben.

Günstige Varianten

Auch im Nichtwohnbereich wird die Verbreitung von Klimatisierungssystemen zunehmen, sagt Thomas Damm vom Fachverband Allgemeine Lufttechnik im Verband der Maschinen- und Anlagenbauer. Zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie oder bei Räumen mit vielen Servern, deren Wärme abgleitet werden muss. Der Klimawandel verspricht der Kälte-Klima-Branche ordentliche Wachstumsraten.

Öffentliche Einrichtungen setzen dabei meist auf Klimazentralanlagen. Für diese Kategorie ist die Branche hierzulande gut aufgestellt: „Wir decken rund 60 Prozent des europäischen Marktes ab und sind Marktführer in Europa“, sagt Günther Mertz, Geschäftsführer des Fachverbands Gebäude-Klima (FGK). Bei neuen Bauprojekten werden diese Anlagen künftig Teil der Grundausstattung.

Der Verbraucher entscheidet sich bislang für günstige Varianten. Rund 200.000 mobile Lüftungsanlagen wurden in diesem Jahr schon verkauft. 2017 waren es im ganzen Jahr nur 170 000 Geräte. Die günstigen Klimaanlagen aus dem Einzelhandel haben den Vorteil, dass sie sofort einsatzbereit sind. Erhältlich sind sie bereits ab 50 Euro.

Nachteil: Sie funktionieren oft mit flüssigen Kältemitteln, die zur globalen Erwärmung beitragen. Das schädliche ältere Kühlmittel R410A soll ab 2025 verboten werden. Auch alternative R290 Propan-Anlagen sind schädlich. Laut IEA gehen bereits zehn Prozent des weltweit erzeugten Stroms heute schon fürs Kühlen drauf.

Sarah Birkhäuser

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