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Panorama: Nur ein Hubschrauber löscht

In Portugal brennen die Wälder. Die Bürger versuchen, ihre Häuser mit dem Gartenschlauch zu schützen

Der Sommer hat noch nicht angefangen, doch auf der Iberischen Halbinsel herrscht bereits Katastrophenstimmung. In Portugal brennen schon wieder die Wälder, die wegen der Jahrhundertdürre knochentrocken sind. In sechs portugiesischen Regionen loderten am Mittwoch die Flammen. Mehr als 500 Feuerwehrleute und hunderte freiwillige Helfer waren im Einsatz. 2004 gingen 120000 Hektar Natur in Flammen auf. Im Jahr 2003 waren es sogar 425000 Hektar – rund zehn Prozent des portugiesischen Naturbestandes.

Am heftigsten wüten die Brände derzeit in der Nähe der nördlichen Küstenstadt Figueira da Foz, zwischen Porto und Lissabon. „Es ist die Hölle“, berichteten Anwohner im portugiesischen Fernsehen. Sie versuchten, mit Gartenschläuchen ihre Häuser zu schützen. Auch eine Textilfabrik war von den Flammen bedroht. Der schlecht ausgerüsteten Feuerwehr, die mit 250 Helfern gegen die Naturgewalt kämpft, kam immerhin ein Löschhubschrauber zu Hilfe – der einzige, der derzeit in Portugal einsatzfähig ist. Auch aus der südlichen Touristen-Küstenregion Algarve wurden Brände gemeldet. Seit Jahresanfang verbrannten in Portugal bereits 10000 Hektar Wald- und Buschland.

In weiten Teilen des Landes, auch in der Hauptstadt Lissabon, wurde bei extremen Temperaturen um die 40 Grad im Schatten Hitzealarm ausgelöst. Während der großen Glutwelle vor zwei Jahren im Juli und August waren 1300 Menschen in Portugal an Hitzesymptomen gestorben. Die in Portugal und im Nachbarland Spanien herrschende Jahrhundertdürre hat den Wasserpegel in den Talsperren und Flüssen vielerorts auf ein Minimum sinken lassen. Mit verheerenden Folgen für die Bauern, denen die Ernten vertrocknen, weil sie ihre Felder oder Gewächshäuser nicht bewässern können.

Auch die Touristen an der Algarve, die portugiesische Urlaubshochburg, müssen sich diesen Sommer auf Wasserknappheit einstellen. Was das bedeutet, kann man bereits auf der anderen Seite der Grenze, in Spanien, sehen. Wo in einigen Regionen wie im nordspanischen Huesca bereits verboten wurde, die Schwimmbecken zu füllen und den Rasen zu sprengen. Nicht nur an der Costa Blanca wurde angeordnet, die Strandduschen stillzulegen. Auch der Wasserdruck wurde reduziert, so dass es aus Hähnen und Duschköpfen nicht mehr so üppig sprudelt wie bisher.

Doch dies dürfte erst der Anfang einer der härtesten Dürrezeiten sein, welche die Iberische Halbinsel je erlebt hat. Sogar die Hauptstadt Madrid, in der drei Millionen Menschen leben und die bisher noch immer vom Wassermangel verschont blieb, rüstet sich für die drohende Katastrophe und schließt Einschränkungen für die Verbraucher nicht mehr aus. Spaniens Umweltministerin Cristina Narbona hofft derweil auf das große Regenwunder und fleht das 43-Millionen-Volk zugleich an: „Bitte sparen Sie Wasser.“

Die derzeitige Trockenheit dürfte nur ein Vorgeschmack sein. Das Potsdam Institut für Klimafolgenfoschung hat schon im vergangenen Jahr gewarnt, dass die Iberische Halbinsel von der globalen Klimaerwärmung besonders betroffen sein wird. Künftig dürfte es noch seltener regnen.

Ralph Schulze[Madrid]

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