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Panorama: Panik in der Enge

In einer dramatischen Rettungsaktion ist ein sechsjähriger Junge am frühen Samstagmorgen im niederländischen Kerkrade aus einem 15 Meter tiefen Plastikrohr befreit worden. Der Junge war beim Spielen in der Grenzstadt bei Aachen in das 30 Zentimeter enge, senkrechte Rohr gefallen.

In einer dramatischen Rettungsaktion ist ein sechsjähriger Junge am frühen Samstagmorgen im niederländischen Kerkrade aus einem 15 Meter tiefen Plastikrohr befreit worden. Der Junge war beim Spielen in der Grenzstadt bei Aachen in das 30 Zentimeter enge, senkrechte Rohr gefallen. Es war Teil eines Entwässerungssystems. Überglücklich nahmen die Eltern den unterkühlten Sohn in die Arme. Dem Jungen gehe es "sehr gut", hieß es.

Über sieben Stunden war der kleine Oussama gefangen, bis zum Bauch im kalten Wasser, die Arme nach oben gestreckt, wegen der Enge fast bewegungsunfähig. Der Junge marokkanischer Herkunft hatte auf einem Gelände gespielt. Darauf befand sich die Öffnung des Rohrs. Auf dem Rohr fehlte eine Abdeckung.

Oussama fiel um 17.10 Uhr in das Rohr. Sein Freund schlug umgehend Alarm und setzte eine niederländisch-deutsche Hilfsaktion in Gang: Die niederländische Feuerwehr bat die Aachener Kollegen mit ihrer Spezialrettungsgruppe um Unterstützung. Ein Versuch, den Jungen über ein Seil hochzuziehen, scheiterte. "Wir konnten ihm nicht deutlich machen, was er mit dem Seil tun soll", berichtete der Sprecher der Feuerwehr, Leon Eummelen. Es gab nur eine Lösung: Das Rohr musste ausgegraben und Stück für Stück abgeschnitten werden. Fünf Bagger wurden bei Unternehmen geordert und Lastwagen, um die Mengen von Erdreich abzufahren. Die Feuerwehr pumpte über Schläuche Sauerstoff und warme Luft in das Rohr. Die Gefahr, dass der Junge in dem kalten Wasser lebensgefährlich unterkühlt, wurde mit jeder Stunde größer.

Eine andere Gefahr für den kleinen Oussama war die drohende Panik. Zwei Männer aus dem Aachener Spezialtrupp redeten per Funksprechgerät mit dem Jungen, beruhigten, erklärten, was über der Erde passiert - stundenlang. Aus der Tiefe bekamen sie Antwort, zuerst klar und wach, dann träge. "Der Junge wird müde", sagte ein Polizeisprecher.

Im Licht gleißender Scheinwerfer legten die Baggerführer das Rohr frei, ohne Pause. Innerhalb von Stunden entstand ein über zehn Meter tiefer Krater. Das freiliegende Rohr wurde abgesägt. Als nur noch zweieinhalb Meter die Helfer von dem Jungen trennten, zogen sie ihn mit einer Schlinge heraus. Um 0 Uhr 30.

"Was für große Maschinen", waren die ersten Worte Oussamas, als er die vielen Bagger sah. Der Junge wurde mit drei Helfern in eine Bagger-Schaufel gesetzt und ganz sachte an die Kante des Lochs gehoben.

Julia Rehder

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