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Unternernährung: Polizei ermittelt nach Säuglingstod

In Iserlohn starb ein drei Monate altes Baby an Unterernährung. Es ist noch nicht geklärt, ob den Eltern vorsätzliche oder fahrlässige Tötung vorgeworfen wird.

Die Ermittlungen nach dem Hungertod eines drei Monate alten Säuglings in Iserlohn gegen die Mutter und ihren Lebensgefährten dauern an. Es sei noch nicht geklärt, ob der 26-Jährigen und ihrem 25 Jahre alten Partner vorsätzliche oder fahrlässige Tötung vorgeworfen werde, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hagen. Die Behörde ermittelt auch gegen Mitarbeiter des Jugendamts in der sauerländischen Stadt. Der kleine André war an Unterernährung gestorben. Vor dem Haus der Familie legten Bürger Blumen und Plüschtiere nieder.

„Schon wieder Vernachlässigung, Babytod – warum?“ war am Samstag auf einer Tafel zu lesen. Auf einem Zettel stand: „Warum musste wieder ein Kind sterben? Man muss das Jugendamt schulen.“ Am Freitag war bekannt geworden, dass der kleine Junge bereits vor drei Wochen ums Leben gekommen war. Dem Jugendamt waren die verheerenden Verhältnisse in der Dachgeschosswohnung, in dem auch zwei Geschwister Andrés lebten, nach Angaben der Staatsanwaltschaft bekannt. Warum es trotz intensiver Betreuung der Mutter und ihrer Kinder zu dem Todesfall kam, muss nun ermittelt werden.

Die Deutsche Kinderhilfe Direkt verlangte eine „bessere und engmaschige Betreuung“ von stark überforderten Familien. „Der Hungertod des kleinen André aus Iserlohn hätte vermieden werden können, wenn es eine echte, intensive Betreuung gegeben hätte“, betonte der Vorsitzende des Vereins, Georg Ehrmann, in Düsseldorf. „Der traurige Fall zeigt, dass wir es nicht nur mit einem Problem von Unterfinanzierung und Unterbesetzung in den Jugendämtern zu tun haben, sondern auch mit einer falschen Mentalität.“ Häufig setzten Jugendämter ihr „staatliches Wächteramt“ nicht ausreichend durch, kritisierte Ehrmann. Familien mit Alkoholproblemen und mangelnden intellektuellen Fähigkeiten, die ihr Leben alleine nicht in den Griff bekommen könnten, müssten in schweren Phasen auch täglich aufgesucht werden. Wichtig sei der Einsatz von Streetworkern, Psychologen oder Organisationen wie Caritas oder Arbeiterwohlfahrt. (mit dpa)

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