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Panorama: Schwierige Bergung

Mindestens 16 Fahrgäste sterben bei einem Frontalzusammenstoß zweier Züge in Südpolen / Die Ursache war zunächst unklar.

Den ganzen Sonntag versuchten in Südpolen Rettungskräfte verzweifelt, zu eingeschlossenen Passagieren in drei völlig zerstörten Bahnwagen vorzudringen. „Im Moment ist schwierig abzuschätzen, was die Lebensretter dort noch finden“, sagte Polens Innenminister Jacek Cichowski. „Es gibt kein Anzeichen, dass noch jemand um Hilfe ruft“, dämpfte er die Hoffungen vieler Angehöriger.

In der Nacht zum Sonntag waren auf der Strecke Warschau-Krakau zwei Züge bei einer Geschwindigkeit von ungefähr 120 Stundenkilometern frontal aufeinander geprallt. Drei Bahnwagen und die zwei Lokomotiven wurden ineinander geschoben und entgleisten in einem unwegsamen Gebiet beim schlesischen Dorf Chalupy. Dabei kamen mindestens 16 Reisende, darunter eine Amerikanerin, ums Leben. 58 Reisende wurden zum Teil schwer verletzt. Unter ihnen befinden sich sechs Ukrainer, die von der polnisch-ukrainischen Grenzstadt Przemysl in Polens Hauptstadt unterwegs waren.

Bereits um zwei Uhr nachts traf Premierminister Donald Tusk zusammen mit seinem Innen- und Transportminister an der Unfallstelle ein. „Dies ist sicherlich die tragischste Katastrophe in unserer Geschichte seit vielen, vielen Jahren“, sagte Tusk. Am Sonntagnachmittag machte sich auch Staatspräsident Bronslaw Komorowski auf den Weg zur Unfallstelle. Komorowski ordnete ab diesem Montag zwei Tage Staatstrauer an.

Die Politiker lobten das professionelle Rettungsmanagement, bei dem in der Nacht zeitweise über 500 Feuerwehrleute und Polizisten im Einsatz waren. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich in dem abgelegenen und sumpfigen Gebiet allerdings schwierig. Schwere Hebekräne konnten erst am Sonntag auf dem Schienenweg herbeigeführt werden. „Das ist eine sehr schwierige Rettungsaktion“, sagte der örtliche Feuerwehrkommandant Radoslaw Lendor. Experten rechnen damit, dass die Aufräumarbeiten noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Erste Untersuchungen haben ergeben, dass der Interregio-Express Warschau- Krakau mit rund 120 Reisenden in vier Waggons auf dem falschen Gleis unterwegs war. Dort prallte er am Samstagabend um 20.57 Uhr auf den korrekt entgegenkommenden Zug aus Przemsyl, der in sieben Bahnwagen rund 250 Zugreisende mit sich führte.

Die moderne Bahnstrecke ist an jener Stelle zweispurig. Warum der aus Warschau kommende Zug auf das falsche Gleis geriet, ist bisher nicht bekannt. Als mögliche Unfallursache wird menschliches Versagen oder ein technischer Fehler erwogen. Noch hat die polnische Staatsbahn das moderne europäische Bahnleitverfahren nicht eingeführt. Klar war am Sonntag nur, dass Alkohol wohl keine Rolle bei dem Unfall gespielt hat: Die beiden lokalen Streckenverantwortlichen waren nüchtern.

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