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Panorama: Sei doch nicht so kalt

Streit zwischen Paaren im Schlafzimmer – im Winter geht’s um offene Fenster und aufgedrehte Heizungen

New York - In New York, der Hochburg der Stadtneurotiker, müssen sich Psychiater mit vielerlei Eheproblemen herumschlagen. Eines davon ist die „Thermo-Krise“: Die beiden Partner können sich nicht darauf einigen, wie warm oder kalt es in der gemeinsamen Wohnung sein soll.

So merkwürdig sich das zunächst anhören mag: Für viele Partner – nicht nur in New York – ist die Zimmertemperatur ein Prüfstein für ihre Beziehung.

„Mir ist ständig kalt“, klagt die in Manhattan lebende Journalistin Kate Stone Lombardi. „Manchmal trage ich sogar Handschuhe in der Wohnung. Er dagegen dreht die Heizung ständig runter und sagt, es sei bei uns heiß wie in der Sauna.“ Auch die aus Deutschland stammende Barbara Hillebrand berichtet: „In unserem Schlafzimmer ist es arktisch kalt. Dennoch will er nicht, dass ich mit Socken ins Bett gehe. Darüber streiten wir nun schon 14 Jahre.“ Viele Betroffene wollen einfach nicht glauben, dass der Partner eine objektive Realität wie die Temperatur anders wahrnimmt. Dabei geht es bei näherem Hinsehen oft nur um einige Grad. Nach Darstellung der Ratgeber-Autorin Mary Ann Cook hat der „Krieg ums Thermostat“ den uralten Streit um die Fernbedienung mittlerweile als häufigsten Grund für Ehekrach abgelöst.

Die Frage, wer die Heizkörper kontrolliert, ist nach ihren Beobachtungen so brisant, dass sie auf konkrete Empfehlungen lieber verzichtet.

Übrigens ist es keineswegs immer so, dass ihr kalt ist und ihm heiß. Es kann auch umgekehrt sein, und die „New York Times“ hat gar ein schwules Paar ausfindig gemacht, bei dem der eine mit zwei Daunendecken schlafen geht, während sich der andere ganz ohne Decke und nur in Boxershorts zur Ruhe bettet. In manchen Fällen erklärt sich das unterschiedliche Temperaturempfinden wohl daraus, dass der eine Partner aus einem „kalten“ US-Bundesstaat nahe der kanadischen Grenze kommt und an Kälte gewöhnt ist, der andere aber aus Kalifornien oder Florida kommt und im New Yorker Winter furchtbar friert.

In diesem Winter erhitzen sich die Gemüter besonders, weil die Strompreise im Raum New York mancherorts um ein Drittel gestiegen sind. Das verstärkt die Position derjenigen, die es immer zu warm finden: Sie können ihrem Partner nun mehr denn je vorwerfen, das Geld zu verheizen.

Wie gut oder schlecht ein Paar eine solche „Thermo-Krise“ bewältige, hänge von der allgemeinen Verfassung der Partnerschaft ab, sagt die Eheberaterin Synthia Pommiss: „Entscheidend ist, es nicht persönlich zu nehmen. Wenn man es persönlich nimmt, bekommt man schnell das Gefühl, dass man dem anderen egal ist. Dann geht es nicht mehr um heiß oder kalt, dann wird das Ganze zum Symbol dafür, wie man den anderen sieht.“

Anstatt mit einer Serie von Therapiesitzungen ist manchen Paaren vielleicht auch schon mit einer handelsüblichen, zweigeteilten Thermodecke geholfen: Da kann jeder Partner seine Seite selbst regulieren. dpa

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