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Sexualverbrechen: Auf Klassenfahrt ermordet

Vor fünf Jahren wurde der neunjährige Dennis aus einem Schullandheim verschleppt und getötet. Die Polizei hat noch immer keine heiße Spur zum Mörder - wahrscheinlich ein Serientäter.

Rotenburg - Der neunjährige Dennis Klein aus Niedersachsen liebte Fußball und seinen Pokemon. Wohl deshalb hält der Junge das kleine gelbe Plüschmonster vor sich, als er auf Klassenfahrt von seiner Lehrerin vorm Zu-Bett-Gehen fotografiert wird. Es ist das letzte Foto von ihm. Am nächsten Morgen, dem 5. September 2001, ist der Grundschüler aus Scharmbeckstotel bei Osterholz-Scharmbeck aus dem Schullandheim Wulsbüttel verschwunden. Zwei Wochen später wird seine Leiche ein paar Kilometer entfernt gefunden. Die Polizei geht von einem Serientäter aus. Dessen Identität ist noch immer unbekannt. Am Dienstag jährt sich der Mord an Dennis zum 5. Mal.

Die Sonderkommission ist nach wie vor im Einsatz. 20 Beamte mühen sich weiter darum, den Täter zu fassen. Bislang wurden rund 3000 Spuren überprüft. Polizeisprecher Detlev Kaldinski betont aber, dass es "keine großen neuen Erkenntnisse" gebe. Immer wieder würden bekannt gewordene Päderasten überprüft, ob sie ins Täterprofil passen. "Die Soko Dennis wird es geben, bis der Täter gefasst ist", sagt Kaldinski.

Erster Mord vermutlich vor 14 Jahren

Dennis' Mörder steht im Verdacht, seit 1992 vier weitere Jungen getötet und 36 Mal Kinder in Schullandheimen, Zeltlagern und Einfamilienhäusern in Norddeutschland missbraucht zu haben. Sein erstes Mordopfer war vermutlich der 13-jährige Stefan Jahr, der vor 14 Jahren aus einem Internat in Scheeßel (Kreis Rotenburg) verschwand und später tot aufgefunden wurde. 1995 starb der achtjährige Dennis Rostel, der bei Schleswig aus einem Zeltlager verschleppt wurde. 1998 wird Nicky Verstappen aus einem Zeltlager in den Niederlanden entführt und ermordet.

Die Polizei hält es für möglich, dass derselbe pädophile Sexualverbrecher zuletzt kurz vor Ostern 2004 an der französischen Atlantikküste den elfjährigen Jonathan Coulom tötete. Der Junge war ebenso wie Dennis nachts aus einem Schullandheim verschleppt worden. "Wir können uns natürlich nicht 100-prozentig sicher sein, dass es derselbe Täter war", sagt Kaldinski. "Aber es ist eine sehr ähnliche Tatbegehung."

Erfahren im Umgang mit Kindern

Der Täter wird von Zeugen als auffallend groß und mit einer tiefen Stimme beschrieben. Er trägt stets dunkle Kleidung, eine Maske und Handschuhe. In letzter Zeit soll er sich etwas verändert haben, dicklicher geworden sein. Die Ermittler gehen davon aus, dass er zurückgezogen lebt. Offenbar kann er gut mit Kindern umgehen, denn er konnte leicht das Vertrauen seiner Opfer gewinnen. Diese waren allesamt Jungen zwischen acht Jahren und der beginnenden Pubertät.

Dass die meisten Taten in Landschulheimen oder Ferienlagern passierten, könnte nach Ansicht der Polizei auf eine besondere Beziehung des Mannes zu diesem Umfeld hinweisen. "Der Täter könnte selbst als Lehrer oder Erzieher Heimerfahrung haben", sagt Kaldinski. Für Hinweise zur Ergreifung des Täter sind allein in den Fällen der drei deutschen Kinder insgesamt rund 22.500 Euro Belohnung ausgesetzt.

Weitere Infos: Polizei Niedersachsen (tso/ddp)

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