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Panorama: Sie haben, sie haben nicht . . .

Von Matthias Oloew Es ist ein Sonnabend wie so viele in Grunewald. Der Himmel ist bedeckt, ab und zu lugt die Sonne durch.

Von Matthias Oloew

Es ist ein Sonnabend wie so viele in Grunewald. Der Himmel ist bedeckt, ab und zu lugt die Sonne durch. Am oberen Kurfürstendamm eilen Passanten in die Geschäfte, in einer Anwaltskanzlei jedoch sitzt Djamila Rowe mit einem bandagierten Kopf. Nur die Augen sind frei. Sie will nicht etwa Rechtsmittel deshalb einlegen, denn ihre Nase hat sie sich bei einer Schönheitsoperation richten lassen. Djamila Rowe sitzt in der Kanzlei, um sich zusammen mit zwei Journalisten von „Bild am Sonntag“ und der in der Schweiz erscheinenden „SonntagsZeitung“ ein Video anzuschauen. Dieses Video zeigt sie selbst. Und sie sagt: Zwischen ihr und dem ehemaligen schweizerischen Botschafter in Berlin, Thomas Borer, habe es nie eine Affäre gegeben. Diese Stellungnahme hat sie auch gleich schriftlich zu Protokoll gegeben, als Eidesstattliche Versicherung. Ein neues Kapitel in der Schlammschlacht ist eröffnet.

Djamila Rowe soll schon einmal eine solche Eidesstattliche Versicherung abgegeben haben. Im Frühjahr nämlich, als die Schweizer Boulevard-Zeitung „Blick“ mit der Schlagzeile herauskam, Botschafter Borer habe während der Abwesenheit seiner Frau Shawne, am 21. März 2002, in der Schweizer Botschaft unweit des Bundeskanzleramts ein Schäferstündchen mit Djamila Rowe verbracht. Borer stritt alles ab, Rowe soll daraufhin eine Eidesstattliche Versicherung des Verlags Ringier (der den „Blick“ herausgibt) unterschrieben haben. Inhalt: Es gab eine Sex-Affäre. Heute jedoch bestreitet sie, dass diese Erklärung diesen Inhalt habe. Im Gegenteil: Gegenüber einem Hamburger Anwalt habe sie schon früher, und nicht erst an diesem Wochenende, erklärt, dass es zwischen ihr und Thomas Borer nie eine sexuelle Beziehung gegeben habe. So weit, so kompliziert. Djamila Rowe sieht sich als Opfer, das im Streit von Borer mit dem schweizerischen Verlagshaus Ringier zwischen die Mühlsteine geraten ist. Unklar bleibt, wie sie dorthin gelangt ist.

Während der Fall in Berlin eher die Klatschspalten füllt, ist er in der Schweiz eine Staatsaffäre. Botschafter Borer und seine Frau Shawne gelten als vergleichbar prominent wie in Deutschland der Bundeskanzler. Doch jetzt wird der Fall auch in Berlin immer brisanter. Schließlich sollen nun zwei Erklärungen gegenteiligen Inhalts vorliegen. Einen ersten Gerichtstermin gibt es bereits. Djamila Rowe schweigt zu allem, auch der von ihr eingeschaltete Anwalt Stephan Jellacic möchte nichts mehr sagen, sondern gibt den Ball an die gerade eingesetzte Sprecherin von Djamila Rowe weiter. Und Katharina Mihatsch kündigt eine Pressekonferenz für die kommende Woche in Berlin an. In einer Erklärung, die Rowes Anwalt und ihre Sprecherin am Sonntag verbreiteten, erheben sie schwere Vorwürfe gegen den Verleger Michael Ringier und dessen Berliner Korrespondentin Alexandra Würzbach.

Die Grunewalder Kanzlei, die am Sonnabend die Journalisten von „Bild am Sonntag“ und „Sonntagszeitung“ aufgesucht haben, gehört allerdings nicht dem Anwalt der ehemaligen Parfüm-Verkäuferin, sondern dem Vertreter von Thomas Borer, Andreas Schulz. Auch Schulz gibt sich zugeknöpft und möchte die Frage, wie es zu den gegensätzlichen Darstellungen über die Nacht des 21. März 2002 gekommen ist, nicht beantworten. Offen bleibt auch , ob Thomas Borer, der mit seiner Frau Shawne nun in Potsdam wohnt, eventuell auf Schadensersatz klagen wird. Schließlich verlor der Botschafter im Zuge der Auseinandersetzung seinen Job. Auch das Eidgenössische Departement des Auswärtigen ist wieder im Boot und erklärte: Borers Privatleben habe nicht den Ausschlag für dessen Abberufung gegeben.

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