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Panorama: Spargelzucht: Riesenheizung für das Edelgemüse

Mitten im Ruhrgebiet gedeiht der Spargel schon vor der Saison prächtig - dank eines benachbarten Kohlekraftwerks. Denn Bauer Alfons Hester aus Castrop-Rauxel heizt seinem Spargel mit der Abwärme aus dem Kraftwerkskühlturm kräftig ein.

Mitten im Ruhrgebiet gedeiht der Spargel schon vor der Saison prächtig - dank eines benachbarten Kohlekraftwerks. Denn Bauer Alfons Hester aus Castrop-Rauxel heizt seinem Spargel mit der Abwärme aus dem Kraftwerkskühlturm kräftig ein. Die 30 000 Quadratmeter große Bodenheizung im Gemüsefeld läuft im ersten Jahr ohne Probleme, wie Hester berichtet. Die Ernte ist am Dienstag in vollem Gange. Und die Feinschmecker stehen Schlange.

Denn eigentlich sei es noch zu früh für frischen deutschen Spargel, erst recht nach Kälte und Regen der vergangenen Wochen, sagt Bauer Hester. Die Stangen auf normalen Feldern seien frühestens in zwei bis drei Wochen reif. Doch bei ihm hatte es der "Heizspargel", wie er seine neue Ware nennt, dank Kraftwerkswärme immer gemütlich: Bei 25 bis 35 Grad habe sich das Gemüse prächtig gemacht. "Durch die ständige Wärme wächst unser Spargel besonders gleichmäßig, besser als in der normalen Witterung", erklärt der 50-Jährige: "Der wird nicht holzig und kein bisschen bitter."

Die Idee ist einfach, die Technik günstig: Hester zapft die Abwärme aus dem Kühlturm des benachbarten Kraftwerks an und zahlt dafür an den Betreiber. Pro Stunde werden dann 100 000 Liter erwärmtes Wasser durch ein 30 Kilometer langes unterirdisches Rohrsystem gepumpt, das das Feld beheizt. "Für eine Öl-Heizung in der Größe würden 2 400 Liter Öl pro Tag draufgehen", sagt Hester. Mit seiner Technik spare er im Vergleich 1 500 Mark am Tag.

"Am Anfang waren nicht alle im Kraftwerk begeistert von meiner Idee", erzählt der Bauer. Doch inzwischen hoffe man beim Betreiber, auch das eigene Image zu verbessern, wenn man die Nutzung der überflüssigen Energie erlaube. Und Hester gewährt den Kraftwerksmitarbeitern gegen Vorlage des Dienstausweises jetzt sogar Sonderpreise. Für den normalen Kunden kostet der frühe Spargel zehn bis 19 Mark pro Kilo - nach Schätzungen des Bauern rund fünf Mark mehr als die reguläre Ernte in einigen Wochen. Doch das Geschäft läuft gut, wie Hester berichtet. Nicht nur Feinschmecker aus der ganzen Region decken sich jetzt ein, auch viele Restaurants kaufen in Castrop-Rauxel. "Frischer Spargel vor Ostern ist halt schon was Besonderes", sagt Hester.

Insgesamt 40 Tonnen "Heizspargel" wollen er und seine Erntehelfer stechen. Weitere 60 Tonnen Spargel erwartet er in einigen Wochen, wenn die übrigen Felder geerntet werden. In ganz Deutschland interessieren sich inzwischen Bauern für die Spargelfeld-Heizung. Die Bedingungen seien allerdings nur selten so günstig wie auf dem Feld in Castrop-Rauxel, warnt Hester vor zu großer Euphorie. Es sei nicht einfach, die richtigen Böden zu finden.

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