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Robert Matthew Festing, Großmeister der Malteser, bei einer privaten Audienz bei Papst Franziskus im Juni 2016.

© Gabriel Bouys/dpa

Streit mit dem Vatikan: Großmeister des Malteserordens tritt zurück

Der Papst hat den Großmeisters des Ritterordens zum Rücktritt aufgefordert. Hintergrund ist ein Machtkampf um die Amtsenthebung des deutschen Großkanzlers.

Der Vatikan hat den Rücktritt von Matthew Festing (67) als Großmeister des Malteserordens bestätigt. Festing habe bei einem Treffen mit Papst Franziskus am Dienstag seinen Rücktritt eingereicht, den der Papst nun angenommen habe, teilte das vatikanische Presseamt am Mittwoch mit. Franziskus schätze „die Loyalität und Ergebenheit“ Festings gegenüber dem Nachfolger Petri und die Bereitschaft des Zurückgetretenen, „demütig dem Orden und der Kirche zu dienen“, heißt es in der Mitteilung. Der Vatikan kündigte zudem die Einsetzung eines päpstlichen Beauftragten für den Malteserorden an, der die kommissarische Leitung übernehmen soll. Bis zu dessen Ernennung falle diese Aufgabe dem Vize-Großmeister, dem Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein, zu. Nach dem Rücktritt eines Malteser-Großmeisters übernimmt üblicherweise der Vize-Großmeister die Interims-Leitung. Hoffmann-Rumerstein ist seit Mai 2014 Vize-Großmeister; zuvor hatte er dieses Amt bereits von 1994 bis 2004 inne.

Die römische Zentrale des Malteserordens bestätigte am Mittwoch, dass Papst Franziskus Festing in einer Audienz am Dienstag zu diesem Schritt aufgefordert habe. Zuvor hatte der Papst den Bericht der Untersuchungskommission erhalten. Offiziell gültig sei der Rücktritt erst, wenn der Rat des Ordens den Amtsverzicht annehme, sagte eine Sprecherin des Ordens auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dies sei jedoch nur noch eine Formalie. Das Gremium werde in den kommenden Tagen zusammentreten.

Hintergrund des Rücktritts ist offenbar der Streit Festings mit dem Vatikan über die Amtsenthebung des Deutschen Albrecht von Boeselager als Großkanzler des Malteserordens. Festing hatte die Entlassung im vergangenen Dezember mit „schwerwiegenden Problemen“ begründet, die während Boeselagers Zeit als Verantwortlicher für die Koordination der humanitären Hilfe des Ordens aufgetreten seien. Boeselager betonte, die Amtsenthebung entbehre „jeder rechtlichen Grundlage“ und reichte vor einem ordensinternen Gericht Klage dagegen ein.

Der Papst setzte im Dezember eine Untersuchungskommission zu dem Vorgang ein. Festing sprach diesem Gremium zuletzt öffentlich die Legitimation ab und verweigerte eine Zusammenarbeit. Er berief sich dabei auf den Status des Malteserordens als eigenständiges Völkerrechtssubjekt.

Laut Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hatte es innerhalb des Ordens den Vorwurf gegeben, Boeselager habe den Einsatz von Kondomen zur Aidsverhütung in einem Programm von Malteser International in Myanmar nicht verhindert.

Der Brite Festing war im März 2008 auf Lebenszeit zum 79. Großmeister des Malteserordens gewählt worden. Der Malteserorden hat weltweit rund 13.500 Mitglieder. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke. (KNA)

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