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Das jüdische Viertel Mellah von Marrakesch (Marokko).

© picture alliance / dpa

Streit um Bekleidung: Belgierinnen verlassen Marokko nach Morddrohung

Drei Frauen waren mit einer gemeinnützigen Organisation in Marokko, um unter anderem den Bau von Schulen zu unterstützen. Dann erhielten sie Morddrohungen.

Nach einer mutmaßlichen Morddrohung gegen drei belgische Besucherinnen in Marokko ist dort eine Diskussion über knappe Bekleidung entbrannt. Ein Grundschullehrer hatte im Internet mutmaßlich erklärt, die jungen Frauen müssten wegen ihrer unangemessenen Bekleidung „geköpft“ werden. Laut Polizei wurde der 26-Jährige festgenommen und muss sich nun wegen Anstiftung zu Terrorakten verantworten.

Die drei Frauen waren mit einer gemeinnützigen belgischen Organisation im Süden des Landes zu Gast, die dort unter anderem den Bau von Schulen und Straßen unterstützt. Die Organisation erklärte, die drei Frauen einer knapp 40 Teilnehmer zählenden Gruppe seien vorzeitig abgereist. Künftige Aufenthalte würden abgesagt, nachdem die belgische Botschaft in Rabat gemeinnützigen Organisationen empfohlen habe, keine Freiwilligen mehr nach Marokko zu schicken.

Demonstration zur Solidarität geplant

Der Fall hat zu einer Debatte über angemessene Kleidung in dem nordafrikanischen Land geführt, das offiziellen Angaben zufolge fast ausschließlich von Muslimen bewohnt wird. Der marokkanische Abgeordnete Ali Ilasri beschuldigte die Frauen, in dem konservativen Dorf nicht angemessen gekleidet zu sein. „Wann haben Europäer jemals im Badeanzug Bauarbeiten gemacht?“, schrieb er auf Facebook.

Für Samstag war in Casablanca eine Demonstration zur Solidarität mit den Freiwilligen geplant. Der Protest solle Marokko als „Land von Toleranz, friedlichem Zusammenleben und kultureller Vielfalt“ zeigen, sagte Veranstalter Murad al-Kaouti am Samstag.

Ende 2018 waren in Marokko zwei Rucksack-Touristinnen aus Norwegen und Dänemark im Nationalpark Toubkal ermordet worden. Nach Polizeiangaben wurden sie in ihrem Zelt überfallen und geköpft. Drei der Hauptangeklagten wurden von einem für Terrorismus zuständigen Gericht in Salé zum Tode verurteilt. Sie hatten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in einem Video einen Treueeid geleistet. (dpa)

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