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Panorama: Sylt in Seenot

Auch in diesem Winter nagt die von schweren Weststürmen aufgepeitschte Nordsee an der Insel Sylt, trägt den gerade vorgespülten Sand davon und macht sich an den Dünen zu schaffen. Die Insulaner zählen die Verluste und wie alle Jahre wieder senden sie ihre Hilferufe nach mehr Geld für Sylts Küstenschutz auch in diesem Winter an die Landesregierung in Kiel.

Auch in diesem Winter nagt die von schweren Weststürmen aufgepeitschte Nordsee an der Insel Sylt, trägt den gerade vorgespülten Sand davon und macht sich an den Dünen zu schaffen. Die Insulaner zählen die Verluste und wie alle Jahre wieder senden sie ihre Hilferufe nach mehr Geld für Sylts Küstenschutz auch in diesem Winter an die Landesregierung in Kiel.

In diesem Winter geht es an den Küsten besonders stürmisch zu. Das zeigt nicht nur der gestrige Orkan. Die in den vergangenen Jahren ausgebauten hohen und breiten Seedeiche haben das rauhe Wetter nach Angaben der Kieler Landesregierung bisher schadlos überstanden. Doch die Insel Sylt ist nur auf der Wattenseite im Osten durch Deiche zu schützen. Im Westen sind die Sandstrände und sandigen Dünen den Fluten weitgehend ungeschützt ausgesetzt. In diesen Tagen hat der Amtschef Landschaft Sylt, der Landtagsabgeordnete Heinz Maurus (CDU), die Schäden auf der Insel besichtigt.

Dabei hat er festgestellt, dass die Vordünen der Westküste nahezu über die gesamte Insellänge abgetragen und auch die sogenannten Randdünen schwer angeschlagen seien. Hunderttausende von Kubikmeter Sand seien weggerissen worden. Besonders hart habe es die Inselenden im Norden und vor allem im Süden an der Hörnum-Odde getroffen. Maurus fordert deshalb mehr Geld für neue Sandvorspülungen. Die bisher eingeplanten 4,4 Millionen Euro reichten nicht aus. Das Steueraufkommen der Insel betrage schließlich 70 Millionen Euro pro Jahr und zudem schütze die Insel das dahinter liegende flache Marschenland der Küste. Das sind keine neuen Argumente, aber sie lassen sich zu dieser Jahreszeit natürlich besonders wirkungsvoll vortragen. Im zuständigen Kieler Landwirtschafts-Ministerium gibt man sich noch gelassen.

Wieviel Sand wirklich gebraucht werde, lasse sich erst am Ende der Sturmsaison feststellen, hieß es. Es gebe keinen Grund, jetzt "in Aktionismus zu verfallen", sagte Ministeriumssprecher Bernhard Wax laut "Kieler Nachrichten".

Unbestritten ist, dass Deutschlands bekannteste Ferieninsel schrumpft. Sie verliert alljährlich an Substanz. Alle Versuche, die Verluste durch Beton zu verhindern, haben sich als Illusion erwiesen. Die schweren Tetrapoden etwa, die man vor Teile der Küste gelegt hatte, wurden einfach überspült, die dahinter liegenden Dünen abgetragen und auch Teile der hohen Kliffs verschwanden trotz dieser Bollwerke aus Beton in der Brandung.

Es hat viele Vorschläge gegeben, wie der Sandfraß der See am besten aufzuhalten sei, doch die Vorspülungen haben sich bisher als das beste Mittel erwiesen, wenn sie auch nicht vollends verhindern können, dass die Insel weiter Substanz an die See verlieren wird. Zu diesem Ergebnis waren vor einigen Jahren auch Wissenschaftler gekommen.

Karsten Plog

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