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Todesstrafe: Schwarzenegger lehnt Begnadigung ab

Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat das Gnadengesuch des US-Todeskandidaten Stanley Tookie Williams (Foto) abgelehnt. Schreitet nicht noch in letzter Minute ein Bundesgericht ein, wird Williams um 09.01 Uhr MEZ hingerichtet.

San Francisco - Als «Terminator» hat der frühere Action-Star Arnold Schwarzenegger auf der Leinwand gnadenlos gegen das Böse gekämpft. Als Gouverneur von Kalifornien hat er nun ein Gnadengesuch des derzeit bekanntesten Todeskandidaten der USA abgewiesen. Die Entscheidung fiel nur wenige Stunden vor der geplanten Hinrichtung des Gründers der berüchtigten «Crips»-Straßengang Stanley Tookie Williams (51). Williams und seine Fürsprecher hatten Schwarzenegger darum gebeten, das Todesurteil in eine lebenslängliche Haftstrafe umzuwandeln.

Zuletzt hatte der damalige Gouverneur Ronald Reagan im Jahr 1967 in dem Westküstenstaat ein Todesurteil aufgehoben. Schreitet nicht noch in letzter Minute ein Bundesgericht, so sollte der verurteilte Mörder und Kinderbuchautor kurz nach Mitternacht Ortszeit (Dienstag 09.01 Uhr MEZ) im San-Quentin-Gefängnis bei San Francisco durch eine Giftspritze sterben.

Schwarzenegger hatte sich tagelang mit der «sehr schwierigen» Entscheidung gequält. Als Grund führte der gebürtige Österreicher nun unter anderem an, dass sich Williams nicht für die vier Morde entschuldigt habe, die 1981 zu seiner Verurteilung geführt hatten. Der Afroamerikaner, der sich nun als Kinderbuchautor aus seiner Zelle heraus gegen Gewalt engagiert, hat die Mordtaten abgestritten. Komplizen hätten ihn fälschlicherweise beschuldigt.

Eine Begnadigung hätte noch mehr konservative Wähler gegen den Republikaner aufgebracht, der erst kürzlich eine schwere Wahlschlappe einstecken musste. Seit seinem Amtsantritt in Sacramento hatte Schwarzenegger zwei Gnadengesuche anderer Todeskandidaten abgelehnt. Dies rechtfertige er damals unter anderem damit, dass er dem Volke diene. Die Mehrheit der Kalifornier befürwortet die Todesstrafe.

Williams war einst ein gefürchteter Afroamerikaner aus South Central Los Angeles, der sich seit 1971 mit seiner «Crips»-Gang und der rivalisierenden Bande «Bloods» blutige Straßenkämpfe lieferte. In der Todeszelle brachte er sich Lesen und Schreiben bei und machte sich als Schriftsteller einen Namen. In seinen Büchern warnt er seine jungen Leser davor, sich auf Drogen, Waffen und Gangs einzulassen und beschwört sie, aus seinen Fehlern zu lernen.

Bitten um Begnadigung aus aller Welt landeten auf Schwarzeneggers Schreibtisch. Williams berühmte Fürsprecher, darunter Menschenrechtsaktivistin Bianca Jagger, Oscar-Gewinner Jamie Foxx, Rapper Snoop Dogg und viele internationale Organisationen, setzten sich für den Todeskandidaten ein. Sie verwiesen auch auf die zehn Nominierungen für den Friedens- und Literaturnobelpreis, die der Häftling hinter Gitter erhielt.

Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte sich bis zuletzt für die Hinrichtung des «kaltblütigen Killers» stark gemacht. Seine Anwälte scheiterten wiederholt mit Versuchen vor Gericht, mit Verweis auf «schlampige gerichtsmedizinische Arbeit» bei den seinerzeitigen Ermittlungen einen neuen Prozess durchzusetzen.

Williams eigene Worte konnten Schwarzenegger nicht zur Gnade bewegen. In einer ganzseitigen Anzeige in der «Los Angeles Times» beschrieb er seine Läuterung in jahrelanger Einzelhaft und seine neue Lebensaufgabe: «Ich sehe es als meine gesellschaftliche Verpflichtung an, den Rest meines Lebens der Bekämpfung von Jugendgewalt zu widmen. Ich möchte die Menschheit davor bewahren, noch mehr Opfer zu erzeugen.» (Von Barbara Munker, dpa)

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