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Panorama: Tom Cruise und Julia Roberts sollen mit kostenlosen Werbespots helfen

Das US-Militär leidet an Nachwuchsmangel. Trotz finanzieller Anreize und Anzeigenwerbung, in der das Soldatenleben als lohnend und abenteuerreich dargestellt wird, lassen sich nicht genügend junge Leute für den Beruf in Uniform gewinnen.

Das US-Militär leidet an Nachwuchsmangel. Trotz finanzieller Anreize und Anzeigenwerbung, in der das Soldatenleben als lohnend und abenteuerreich dargestellt wird, lassen sich nicht genügend junge Leute für den Beruf in Uniform gewinnen. Jetzt sollen Tom Cruise und Julia Roberts helfen, den Personalbestand in Amerikas Berufsarmee zu sichern. Verteidigungsminister William Cohen persönlich hat mehr als ein Dutzend Hollywood-Stars sowie Top-Athleten kontaktiert und sie gebeten, kostenlos in TV-Spots für Heer, Luftwaffe und Marine zu werben.

Neben Cruise und Roberts wurden auch Robert De Niro, Harrison Ford, Star-Filmemacher Steven Spielberg und Regisseur Jerry Bruckheimer angesprochen. Die Resonanz sei allgemein gut gewesen, so Cohen, auch wenn sich offenbar bisher keine der Filmgrößen als Rekrutierungshelfer verpflichtet hat. Harrison Ford etwa ließ den Minister wissen, dass er gern helfen werde - aber nicht in der Form von Werbespots, sondern mit Video-Grußbotschaften an die "Truppen draußen". Aus Spielbergs Büro in Los Angeles verlautete, der Star produziere zurzeit zwei eigene Fernsehfilme, die sich ums Militär drehten. Pläne für eine Beteiligung an Militär-Werbespots gebe es gegenwärtig nicht. Trotzdem ist William Cohen zuversichtlich, dass gegen Ende des Jahres die ersten Werbespots mit Hollywood-Prominenz auf dem Bildschirm erscheinen können.

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Pentagon wegen der drohenden Personalknappheit Alarm geschlagen und eine Multimillionen-Anzeigenkampagne gestartet. Beim Heer etwa verfehlte man im Haushaltsjahr 1999 das Rekrutierungsziel um 8,5 Prozent.

Die Gründe für den Nachwuchsmangel sind vielschichtig. Die Wirtschaftslage in den USA ist exzellent. Den jungen Leuten stehen genügend Arbeitsplätze mit Aufstiegschancen und besserer Bezahlung zur Verfügung, als sie das Militär bieten könnte. Außerdem hat sich die gewachsene Zahl von Auslandseinsätzen - vom Golfkrieg bis zum Kosovo - ungünstig auf die Motivation der Jugend ausgewirkt.

Jetzt soll die heranwachsende Generation von ihren Leinwandidolen mobilisiert werden. Dabei müssten die Stars nicht selbst im Militär gedient haben, betont das Pentagon. Auch wer - wie Harrison Ford - einst gegen den Vietnamkrieg protestiert hat, ist als Zugpferd willkommen.

Auf die Idee kam Cohen, als er Spielbergs Normandie-Epos "Der Soldat James Ryan" sah. Die sich darin widerspiegelnde "wachsende Anerkennung" für den Einsatz der US-Streitkräfte habe den Minister davon überzeugt, dass Hollywood für die Rekrutierung eingespannt werden könnte, so Cohens Sprecher Ken Bacon.

Tatsächlich hat sich nach der zum Teil feindseligen Beziehung zwischen Hollywood und den bewaffneten Streitkräften während des Vietnamkrieges der Ton in den letzten Jahren spürbar verbessert. Die Porträtierung heldenhaften Einsatzes wie in "Der Soldat James Ryan" oder "Der schmale Grat" haben frühere wenig schmeichelhafte Darstellungen wie in "Platoon", "Full Metal Jacket" und "Geboren am 4. Juli" ersetzt.

Gabriele Chwallek

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