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Tsunami: Flutwelle trifft Südsee-Insel

Ein massives Erdbeben der Stärke 8,0 hat in der Nähe der Salomonen-Inseln im Südpazifik einen Tsunami ausgelöst. Von der Flutwelle besonders schwer getroffen wurde die Provinzhauptstadt Gizo, die bis zu 3000 Obdachlose zählt.

Honiara/Sydney - Fünf Meter hohe Wellen brachen am Morgen ohne Vorwarnung über die Provinzhauptstadt Gizo mit mehreren tausend Einwohnern herein. Mindestens zwölf Menschen kamen durch die Flutwelle ums Leben. Fünf Minuten zuvor hatte ein heftiges Erdbeben den westlichen Teil des Archipels im Südpazifik erschüttert. In Australien wurden erstmals sämtliche Stände an der Ostküste gesperrt. Einige Stunden später wurde dort jedoch Entwarnung gegeben.

"Sämtliche Häuser an der Küste von Gizo sind zerstört", sagte der Gouverneur der Salomonen-Provinz, Alex Lokopio, dem Nachrichtensender ChannelNewsAsia. Nach Angaben eines Augenzeugen trieben vor der Küste Leichen im Wasser. Mindestens 3000 Menschen flüchteten aus Gizo in die Berge. Wie die Lage auf den hunderten kleinen Inseln in der Nähe war, blieb völlig unklar. Dort leben Fischerfamilien in Strohhütten direkt am Strand. Die wenigen Touristen auf den Salomonen kommen überwiegend aus Australien.

Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii schlug nach dem Beben um 22:39 Uhr MESZ Tsunami-Alarm für weite Teile des Südpazifiks. In der australischen Metropole Sydney wurden in der Nähe des Strandes Kindertagesstätten geschlossen und die Kinder zu ihren Eltern gebracht. Im Hafen stellten die Fähren vorübergehend ihren Betrieb ein. Bei den Einwohnern der Region wurden angstvolle Erinnerungen an die Tsunamikatastrophe Weihnachten 2004 wach. Ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra löste damals eine gigantische Welle aus, die in einem Dutzend Ländern mehr als 220.000 Menschen in den Tod riss.

Leichen im Wasser

"Es gibt Vermisste, und wir sehen Leichen im Wasser treiben", sagte Krankenhausmitarbeiter Ian Maneatu Laska aus Gizo. "Helfer konnten sie wegen der anhaltend hohen Wellen nicht bergen." Laska sprach mit Regierungssprecher George Herming, der die Aussagen auf die Webseite des Premierministerbüros stellte. "In der Stadt sind mindestens 2000 bis 3000 Menschen obdachlos", berichtete Danny Kennedy australischen Medien. Der Mann betreibt einen Taucherladen in Gizo. "Ich fahre gerade die Straße hinunter, da liegen Boote herum, und manche Gebäude sind völlig eingestürzt."

Das Epizentrum des Erdbebens lag nur 40 Kilometer südöstlich von Gizo, zehn Kilometer unter dem Meeresboden. Es folgten nach Angaben der US-Geologiebehörde USGS innerhalb von 22 Minuten zwei weitere schwere Beben der Stärke 6,7 und 6,4. Dutzende kleinere Nachbeben erschütterten die Region noch Stunden später.

Die ganze Insel war überflutet

Nach Angaben von Laska waren zahlreiche Geschäfte in der Stadt zerstört. Die ganze Insel sei überflutet gewesen. Viele Menschen seien in ihren Häusern von der Welle überrascht worden und hätten nicht fliehen können. Das Wasser sei erst nach Stunden zurückgegangen. ChannelNewsAsia zeigte Aufnahmen aus einem Helikopter, auf denen zahlreiche zerstörte Gebäude zu sehen waren.

Die Telefonleitungen nach Gizo waren stundenlang unterbrochen. Der Flughafen wurde schwer beschädigt und teilweise gesperrt. Die australische Armee, die nach Unruhen im April vergangenen Jahres ins Land gerufen worden war, stellte Helikopter und Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung. "Dies sind schwere Zeiten für unsere Nation", sagte Premierminister Manasseh Sogavare in einer Fernsehansprache. "Ich fordere alle Behördenchefs auf, die nötige Betreuung der Menschen zu ihrer höchsten Priorität zu machen."

Vermutlich keine deutschen Opfer

Nach Angaben des deutschen Honorarkonsuls Gerald Stenzel lebt nur eine Hand voll Deutscher in dem Land. In der Hauptstadt Honiara sei das Beben zu spüren gewesen. "Hier ist aber alles normal", sagte er. Erkenntnisse über mögliche deutsche Opfer gab es nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin nicht.

Die Salomonen sind ein bitterarmer Inselstaat rund 2500 Kilometer nordöstlich von Australien. Die 500.000 Einwohner leben vom Fischfang und der Rohstoffindustrie mit Gold, Kupfer und Bauxit. Viele Industrieanlagen wurden aber in den vergangenen Jahren durch marodierende Banden zerstört. Es hat immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen der Melanesier, Polynesier und Mikronesier gegeben. Erst im April vergangenen Jahres wurden zum wiederholten Mal australische Soldaten zur Hilfe gerufen. Deshalb gibt es kaum eine Tourismusindustrie. Die meisten der rund 10.000 Besucher im Jahr kommen aus Australien. (tso/dpa/)

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