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Panorama: Überladene Fähre sinkt vor Sansibar

190 Menschen starben bei dem Unglück. Mehr als 600 Passagiere konnten gerettet werden

Bei einem schweren Fährunglück sind vor der Küste von Tansania 190 Menschen ums Leben gekommen. Bei den Opfern handele es sich vor allem um Frauen und Kinder, hieß es von den örtlichen Behörden. Nach Angaben des britischen Senders BBC befanden sich offenbar mehr als 800 Menschen an Bord des völlig überladenen Schiffes. Insgesamt 610 Passagiere konnten gerettet werden, einige davon schwer verletzt. Hinweise auf deutsche Opfer gibt es nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin nicht.

Die nun gekenterte Fähre verkehrte zwischen der bekannten Urlaubsinsel Sansibar und der kaum 50 Kilometer entfernten Nachbarinsel Pemba. Unter den Passagieren sollen sich vor allem viele Kinder befunden haben, die zum Ende des Ramadan und der Schulferien nach Hause zurückkehrten. Ersten Augenzeugenberichten zufolge ereignete sich das Unglück vier Stunden nach dem Auslaufen der „MV Spice Islander“ gegen ein Uhr am Sonnabend morgen in einem Gebiet mit gefährlichen Strömungen. Warum das überladende Schiff kenterte, war am Sonnabend noch nicht endgültig geklärt. „Alles passierte furchtbar schnell“, berichtete ein Überlebender, der von einem der vielen zur Rettung ausgelaufenen Schiffe aus dem Wasser gezogen wurde und sich bis zum Eintreffen der Helfer an eine Matratze geklammert hatte.

Einiges deutet jedoch darauf hin, dass offenbar Nachlässigkeit für eine der schlimmsten Schiffskatastrophen in der Geschichte Tansanias verantwortlich gewesen sein könnte. So werden die oft überladenen Schiffe angeblich selbst nach technischen Problemen oft nur unzureichend gewartet. Bereits jetzt besteht kein Zweifel daran, dass die Fähre mit Menschen und Fracht, vor allem Reis, vollkommen überladen war.

Viele Passagiere von Fähren werden in Afrika oft gegen eine kleinere Barzahlung ohne Ticket an Bord gelassen. Unglücke von Fährschiffen sind wegen der kontinuierlichen Überfüllung vor allem in Afrika deshalb keine Seltenheit – und sind, wie zuletzt im Kongo oder im Senegal, oft mit hohen Todeszahlen verbunden. Das letzte große Fährunglück in Europa ereignete sich vor fast genau 17 Jahren in der Ostsee. 852 Menschen starben, als wegen eines Defekts an der Bugklappe Wasser in die estnische Fähre „Estonia“ drang.

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