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Das Flugzeugwrack nach dem Absturz in Pakhora.

© AFP / AFP/PRAKASH MATHEMA

Update

Flugzeugabsturz in Nepal: Rettungskräfte schätzen Chance auf Überlebende „bei null“

Kurz vor der Landung stürzte die Maschine mit 72 Menschen an Bord ab. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das ein Passagier während des Unglücks aufgenommen haben soll.

Nach dem Absturz eines Flugzeugs mit 72 Insassen haben die Behörden in Nepal keine Hoffnung mehr, Überlebende zu finden. „Wir beten für ein Wunder“, sagte ein Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Aber die Hoffnung, Überlebende zu finden, „liegt bei null“, sagte ein hochrangiger Behördenvertreter der Nachrichtenagentur AFP am Montag.

Bisher hätten die Rettungskräfte 69 Leichen gefunden, nach drei Vermissten werde noch gesucht. Mit einer eintägigen Staatstrauer gedachte Nepal der Opfer.

Die Leichen würden nach der Identifizierung an die Angehörigen übergeben. Die Rettungsarbeiten bei dem Wrack in und um eine 300 Meter tiefe Schlucht in der Stadt Pokhara sowie die Ermittlungen zur Unfallursache dauerten an.

Bei den Rettungsarbeiten wurde am Montag auch die Blackbox gefunden.

Absturzvideo in sozialen Netzwerken

In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das einer der Passagiere in der abstürzenden Maschine gefilmt haben soll. Es soll als Facebook-Video gestreamt worden sein und die letzten anderthalb Minuten vor dem Absturz zeigen. Zu sehen sind zunächst mehrere lachende Menschen im Flugzeug und ein Blick aus dem Fenster. Der Landeanflug scheint ruhig, dann ist plötzlich Feuer zu sehen.

Laut Faktencheck-Team der dpa stimmt der Flugverlauf, soweit er bei dem Blick aus dem Flugzeugfenster erkennbar ist, mit den behördlichen Angaben überein. dpa hat außerdem einen Mann kontaktiert, dessen Name auf der behördlichen Liste der Kontaktpersonen stand. Er bestätigte, dass einer der Männer im Video sein Freund gewesen sei und die gleiche Kleidung wie vor dem Abflug getragen habe.

Auch Insassen aus Frankreich und Irland

Die Maschine verunglückte am Sonntagmorgen auf dem etwa halbstündigen Flug zwischen der Hauptstadt Kathmandu und der zweitgrößten Stadt Pokhara beim Landeanflug, wie es von der nepalesischen Luftfahrtbehörde hieß. Den letzten Kontakt mit dem Flughafen habe es um 10.50 Uhr Ortszeit gegeben.

In dem Flugzeug befanden sich den Angaben zufolge 68 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder. An Bord seien neben 53 Fluggästen aus Nepal auch fünf Inder, vier Russen, zwei Koreaner sowie je eine Person aus Irland, Australien, Argentinien und Frankreich gewesen, hieß es vonseiten der Flughafenbehörden.

Bei der Unglücksmaschine handelte es sich um eine ATR 72-500, ein Regionalverkehrsflugzeug für Kurzstrecken. Die zweimotorigen ATR-72-Machinen sind auch anderswo auf der Welt im Einsatz. Die Flotte von Yeti Airlines besteht nach Unternehmensangaben aus sechs Fliegern dieses Typs.

Bei dem Flugzeug der örtlichen Yeti Airlines handelte es sich um eine Turboprop-Maschine vom Typ ATR 72-500 (Archivbild).
Bei dem Flugzeug der örtlichen Yeti Airlines handelte es sich um eine Turboprop-Maschine vom Typ ATR 72-500 (Archivbild).

© Nicolas Economou/REUTERS

Die französisch-italienische Firma Avions de Transport Régional (ATR), ein Joint Venture von Airbus und Leonardo, teilte mit, sie helfe bei den Untersuchungen des Absturzes mit. Yeti Airlines teilte mit, dass alle Flüge der Fluggesellschaft am Montag gestrichen seien.

Der nepalesische Premierminister Pushpa Kamal Dahal sprach seinen Kummer aus und wies Sicherheitskräfte, alle Behörden der nepalesischen Regierung und Einheimische an, bei den Sicherheitsarbeiten zu helfen. Zudem berief er eine Notstandssitzung des Kabinetts ein. 

Auch Papst Franziskus hat den Betroffenen des Flugzeugabsturzes in Nepal sein Beileid übermittelt. Weiter bete er für alle, die an den Bergungsarbeiten beteiligt sind, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm an Nepals Präsidentin Bidhya Devi Bhandari.

Luftverkehr in Nepal gilt als gefährlich

Pokhara liegt etwa 200 Kilometer nordwestlich von Kathmandu und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Trekkingtouren im Himalaja, darunter die Annapurna-Runde. Das Annapurna-Massiv ist eine beliebte Wanderregion in dem Hochgebirgsland mit den 14 höchsten Gipfeln der Welt. Statt per Kurzstreckenflug ist Pokhara von der Hauptstadt aus auch mit einer rund sechsstündigen Autofahrt erreichbar.

In Nepal gibt es immer wieder Flugzeugabstürze. Das hat unter anderem damit zu tun, dass dort viele der welthöchsten Berge liegen, darunter der Mount Everest, und sich Wetterverhältnisse schnell ändern können. 

Die Sicherheitsaufsicht durch die nepalesischen Luftfahrtbehörden ist aus Sicht der EU zudem nicht ausreichend. Wegen Sicherheitsbedenken dürfen nepalesische Fluggesellschaften deshalb nicht im EU-Luftraum fliegen. Auch die Fluggesellschaft Yeti Airlines, für die die Unglücksmaschine im Einsatz war, steht wegen Sicherheitsbedenken auf einer schwarzen Liste der EU.

Im vergangenen Jahr starben beim Absturz eines Flugzeugs der nepalesischen Fluggesellschaft Tara Air auf dem Weg von Pokhara zum Bergsteiger-Ziel Jomsom 22 Menschen, darunter zwei Deutsche.

Im März 2018 waren beim Absturz einer Maschine der bangladeschischen Fluggesellschaft US-Bangla in der Nähe des internationalen Flughafens der Hauptstadt Kathmandu 51 Menschen ums Leben gekommen. Das folgenschwerste Flugzeugunglück in Nepal hatte sich 1992 ereignet. Damals starben 167 Menschen an Bord einer Maschine von Pakistan International Airlines, als diese im Anflug auf den Flughafen Kathmandu abstürzte. (AFP, Reuters, dpa)

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