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In Ferguson kommt es nach einer unruhigen Woche am Samstag zu Plünderungen.

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Update

Unruhen in Missouri: Erneut Plünderungen in Ferguson

Tagelang glich Ferguson einer belagerten Festung. In fünf aufeinander folgenden Nächten kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten. Allmählich schien es ruhiger zu werden, doch nun kam es zu Plünderungen.

Eine Woche nach der Tötung eines unbewaffneten schwarzen Teenagers ist es in der Stadt Ferguson erneut zu Ausschreitungen gekommen. Nachdem die Polizei das Todesopfer des Ladendiebstahls bezichtigte, zogen in der Nacht zum Samstag Randalierer durch die Straßen der Stadt im US-Bundesstaat Missouri und plünderten Geschäfte. Die neue Randale folgte auf eine friedliche Demonstration in der Stadt. Wieder seien gepanzerte Militärfahrzeuge und Einsatzkräfte der Polizei im Einsatz, heißt es beim amerikanischen Fernsehsender CNN.

Erst am Freitagabend hatte die Polizei den Namen des Todesschützen öffentlich gemacht, der den 18-jährigen Michael Brown am 9. August erschoss. Es handle sich um Darren Wilson, einen Beamten mit sechsjähriger Berufserfahrung, sagte der Polizeichef von Ferguson, Thomas Jackson, am Freitag vor Journalisten. Der Polizist habe zuvor niemals gegen die Disziplinarregeln verstoßen. Laut Jackson hatte sich der Beamte nach einem versuchten Ladendiebstahl durch den 18-jährigen Michael Brown zum Tatort begeben. Brown hatte dem Polizeichef zufolge versucht, in einem Geschäft mehrere Päckchen Zigarillos zu stehlen und habe sich "aggressiv" verhalten, bevor er erschossen wurde. Wilson sei bei einer Auseinandersetzung mit Brown verletzt worden. Ein Augenzeuge hatte dagegen einen anderen Tathergang geschildert: Brown sei auf dem Weg zu seiner Großmutter gewesen. Als auf ihn geschossen worden sei, habe er die Hände in die Höhe gehalten. Brown sei unbewaffnet gewesen. Die örtliche Polizei und die US-Bundespolizei FBI haben Ermittlungen eingeleitet. Das US-Justizministerium ermittelt in einem getrennten Verfahren. Die Stadt im US-Bundesstaat Missouri glich tagelang einer belagerten Festung. In dem Vorort von Saint Louis war es während fünf aufeinander folgender Nächte zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen.

Der neue Einsatzleiter in Ferguson, Ron Johnson, ist schwarz und gibt Demonstranten persönlich die Hand.
Der neue Einsatzleiter in Ferguson, Ron Johnson, ist schwarz und gibt Demonstranten persönlich die Hand.

© Reuters

Scharfschützen in Tarnuniform, die auf gepanzerten Militärfahrzeugen liegen und mit ihren M4-Sturmgewehren unbewaffnete Demonstranten einschüchtern - diese kriegsähnlichen Bilder haben die Regierung des US-Bundesstaats Missouri zur Kehrtwende bewegt: Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in der Kleinstadt Ferguson und der aggressiven Polizeireaktion darauf zog Gouverneur Jay Nixon am Donnerstag die vielkritisierten Einsatzkräfte ab. Das neue Motto heißt Deeskalation.

Barack Obama rief zur Besonnenheit auf

Während US-Präsident Barack Obama die empörten Einwohner von Ferguson aufrief, nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen schwarzen Jugendlichen ruhig zu bleiben, setzte Nixon ein Zeichen: Die militärisch hochgerüsteten örtlichen Polizeikräfte ließ er abziehen, da die Kleinstadt inzwischen "wie ein Kriegsgebiet" wirke. Für die Sicherheit sei ab sofort die Polizei des Staates Missouri verantwortlich.

Den Einsatz in der mehrheitlich von Afroamerikanern bewohnten Ortschaft leitet nun ein Schwarzer - Polizeihauptmann Ron Johnson. Und der will vor allem vermitteln. Während eines Friedensmarschs schüttelte er Aktivisten die Hände und nahm einige Demonstranten gar in den Arm. Die Sicherheitskräfte wies er an, die martialisch wirkenden Gasmasken abzulegen. Auf Straßensperren will Johnson verzichten und das Versammlungsrecht der Anwohner wahren.
"Wir sitzen alle im selben Boot", wurde der neue Einsatzleiter in Medien zitiert. "Wir sind nicht hier, um Angst zu verbreiten oder einzuschüchtern." Bei einer Pressekonferenz stellte Johnson zudem klar, dass es ihm "ein persönliches Anliegen" sei, den "Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen, Vertrauen aufzubauen und größtmöglichen Respekt zu zeigen". (Tsp,AFP)

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