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Nach der Messerattacke in Würzburg werden Blumen vor einem abgesperrten Kaufhaus niedergelegt.

© Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Unterbringung in der Psychiatrie: Gutachter halten Attentäter von Würzburg für schuldunfähig

Was steckte hinter der Messerattacke von Würzburg? Monate nach dem Angriff kristallisiert sich heraus: Der Verdächtige war bei der Tat wohl psychisch krank.

Der für den Tod von drei Frauen verantwortliche Attentäter von Würzburg soll dauerhaft in der Psychiatrie untergebracht werden. Die Generalstaatsanwaltschaft München werde voraussichtlich bis Ende dieses Jahres die dauerhafte Unterbringung beantragen, teilte das bayerische Landeskriminalamt am Freitag in München mit. Demnach kamen zwei Gutachter unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass der Beschuldigte zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig war.

Der Mann soll im Juni in einem Würzburger Kaufhaus mit einem Küchenmesser wahllos auf Menschen eingestochen haben. Drei Frauen tötete er dabei, acht weitere Menschen erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen.

Die Ermittler betonten am Freitag, die Einschätzung als schuldunfähig bedeute nicht, dass es Zweifel an der Täterschaft des Mannes gebe oder er unschuldig sei. Er war am 30. September vernommen worden und hatte dabei den Tatablauf detailliert geschildert.

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Zudem habe die zuständige Sonderkommission mehr als 450 Spuren ausgewertet. Hinweise auf Mitwisser oder Mittäter sowie auf einen extremistischen Hintergrund gebe es nach der Vernehmung und Spurenauswertung nicht.

Die Ermittler hatten auf Basis eines ersten psychiatrischen Gutachtens am 20. Juli bereits mitgeteilt, dass der Mann zur Tatzeit möglicherweise schuldunfähig war. Der Beschuldigte ist seit Monaten in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. „Er macht mittlerweile einen guten Eindruck, ist psychisch gefestigt“, sagte sein Rechtsanwalt Hanjo Schrepfer der Deutschen Presse-Agentur. „Er ist medikamentös gut eingestellt.“

In seiner Vernehmung vor wenigen Wochen habe er die Messerattacke bedauert. Zeugen wollen während des Messerangriffs zweimal den Ausruf „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) gehört haben. Dschihadisten und Salafisten benutzen den Ausdruck oft wie einen Schlachtruf. Damit kapern die Extremisten die zentrale religiöse Formel des Islams, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird.

Zudem soll der später mit einem Polizeischuss gestoppte Flüchtling im Krankenhaus einen Hinweis auf den Dschihad - also den „Heiligen Krieg“ - gegeben haben. Daher hielten es die Ermittler bisher für naheliegend, dass der Mann islamistisch motiviert gewesen sein könnte. Das Motiv ist aber weiter unbekannt. Beweise, dass der Somalier in eine Terrororganisation eingebunden gewesen ist, gibt es bisher nicht.

Anfangs waren die Ermittler davon ausgegangen, dass der Verdächtige 24 Jahre alt ist, weil er bei seiner Einreise nach Deutschland 1997 als Geburtsjahr angegeben hatte. Bei einer ärztlichen Untersuchung Mitte Juli sprach er den Ermittlern zufolge dann von 1989 als Geburtsjahr.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte den Fall als Beispiel gescheiterter Integration eines Flüchtlings eingeordnet und verstärkte Integrationsbemühungen von Bund und Ländern gefordert. Der Somalier wurde 2015 in Deutschland erstmals registriert. Seither war er mehrmals wegen psychischer Probleme aufgefallen. Vor der Tat hatten die Behörden nach eigenen Angaben aber keine Hinweise darauf, dass der Mann andere Menschen gefährden könnte. Vor dem Angriff lebte der Täter in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg. (AFP, dpa)

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