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Die Missbrauchsvorwürfe gegen Woody Allen wurden bereits 1992 von Mia Farrow erhoben.

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US-Regisseur: Woody Allen weist Missbrauchsvorwürfe seiner Tochter zurück

"Falsch und infam": Nach dem offenen Brief seiner Adoptivtochter Dylan Farrow wehrt sich Woody Allen vehement gegen Missbrauchsvorwürfe und kündigt eine Antwort an.

Der US-Starregisseur Woody Allen hat die von seiner Adoptivtochter Dylan Farrow geäußerten Missbrauchsvorwürfe gegen seine Person zurückgewiesen. Seine Presseagentin Leslee Dart erklärte am Sonntag, Allen habe Farrows Artikel gelesen und ihn „falsch und infam“ gefunden. Der 78-jährige Regisseur werde „sehr bald“ antworten. Dart verwies darauf, dass Allen in der Angelegenheit niemals angeklagt worden sei und dass eine Ermittlung von gerichtlich bestimmten unabhängigen Experten seinerzeit kein Fehlverhalten habe feststellen können.
Die heute 28-jährige Farrow hatte in einem am Sonntag im Internet-Blog des „New York Times“-Kolumnisten Nicholas Kristof veröffentlichten offenen Brief ihren Adoptivvater beschuldigt, sie im Alter von sieben Jahren sexuell missbraucht zu haben. Sie berichtet unter anderem über einen Vorfall, der sich in einer „dunklen“ Kammer des Elternhauses ereignet haben soll. „Er sagte mir, dass ich mich auf den Bauch legen und mit der elektrischen Eisenbahn meines Bruders spielen soll. Dann missbrauchte er mich sexuell“, schreibt Farrow. Er habe ihr dabei zugeflüstert, das dies ihr Geheimnis sei. „So lange ich mich erinnern kann, hat mein Vater Dinge getan, die ich nicht mochte“, führte Farrow weiter aus. Sie wolle nicht länger schweigen. Dass der Regisseur nie eines Verbrechens verurteilt worden und stattdessen für seine Filme gefeiert worden sei, habe ihr schwer zugesetzt.

Langer Sorgerechstsstreit mit Mia Farrow

Es war das erste Mal, dass Dylan Farrow sich öffentlich detailliert zu dem angeblichen Missbrauch äußerte. Ihre Mutter, die Schauspielerin Mia Farrow, hatte die Vorwürfe 1992 erstmals erhoben, nachdem sie entdeckt hatte, dass ihr Partner Allen ein Verhältnis mit ihrer damals 19-jährigen Adoptivtochter Soon-Yi Previn aus einer früheren Beziehung hatte. Farrow und Allen stritten sich anschließend jahrelang um das Sorgerecht für die Kinder.

Der heute mit Soon-Yi Previn verheiratete Allen warf Farrow seinerzeit vor, die Missbrauchsvorwürfe aus Rachsucht konstruiert zu haben und die Kinder in ihrem Sinne zu manipulieren.In dem Sorgerechtsstreit hatte ein New Yorker Richter die Missbrauchsvorwürfe 1994 für nicht beweiskräftig erklärt. Gleichzeitig kritisierte er Allen als „egozentrisch, nicht vertrauenswürdig und unsensibel“.

"Hollywod hat die Augen verschlossen"

Dem mehrfachen Oscar-Preisträger wurde das Besuchsrecht für Dylan Farrow mit dem Hinweis verweigert, sie könne nicht dazu gezwungen werden, ihren Vater zu sehen. In ihren offenen Brief warf Dylan Farrow der Filmindustrie vor, die Vorwürfe unter den Teppich zu kehren. Hollywood habe sich blind gestellt und Allen bei Preisverleihungen gefeiert. Mitte Januar wurde Allen bei den Golden Globes ein Lebenswerk-Preis überreicht.

Hollywood habe die „Augen verschlossen“, hält Farrow in ihrem Brief der Filmgemeinde vor. Allen sei „davon gekommen“ und als Künstler hofiert worden. „Was, wenn es dein Kind gewesen wäre, Cate Blanchett?“, wendet sich Farrow an die australische Schauspielerin, die in Allens Film „Blue Jasmine“ die Hauptrolle spielt und für einen Oscar nominiert wurde. Sie spricht auch andere Stars aus Allen-Filmen direkt an, unter ihnen Alec Baldwin, Emma Stone, Scarlett Johansson und Diane Keaton.

Cate Blanchett äußerte sich, als sie bei einem Filmfest im kalifornischen Santa Barbara von Journalisten angesprochen wurde. „Das ist offensichtlich eine lange und schmerzhafte Angelegenheit für die Familie und ich hoffe, dass sie eine Aufklärung und Frieden finden“, sagte Blanchett nach Angaben des US-Branchenblattes „Hollywood Reporter“.

Farrow schrieb weiter, sie selbst habe viele Jahre stark unter den Missbrauchsfolgen gelitten. Nun wolle sie anderen Opfern Mut machen, die Wahrheit zu sagen. Er habe Allen um eine Stellungnahme gebeten, sagt der „New York Times“-Kolumnist Kristof, doch der Regisseur habe es abgelehnt, den Brief seiner Tochter zu kommentieren.

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